Technik und Lackierung des P4 im Vergleich zu seinem Vorgänger

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Bei vielen Anfragen, die mich erreichen, muss erst einmal der Fahrzeug-Typ abgeklärt werden.  
Nach dem Motto: Jeder grüne Alt-Opel ist ein Laubfrosch hat sich die Meinung verfestigt, jeder kleine eckige Opel der 30er Jahre sei ein P4. Meist wird der P4 mit seinem Vorläufer, dem 1,2-Liter, verwechselt.  

Hier die wesentlichen Unterschiede:
Fahrgestell-Nr.:
Sie befindet sich direkt hinter der vordersten Federaufhängung links am Rahmenlängsträger außen, am senkrechten Teil des U-Profils. Sie ist meist äußert schwach eingeschlagen. Alle P4-Fahrgestell-Nummern beginnen mit “ 190 „. Das kommt von der offiziellen Werksbezeichnung: Typ 1190 bedeutet 1100 cm³ und 90 Zoll Radstand.

Der 1,2-Liter hatte als erste Zahlen:
1931/32 12 B- oder 12 C-
1932 als Regent: 92 C
1933 als Regent: K-
1933 G-
1933/34 F- (10-)
1933 als Langchassis: L-
1933/35 10-
1933 für den seltenen 1-Liter im Gewand des 1,2-Liter: E-
Die Fahrgestell-Nummern der Lieferwagen, wenn sie einen Werksaufbau hatten, war dies immer ein geschlossener Kasten, begannen mit:
1931-33: Wie bei der Limousine 
1933: LL,
zusätzlich für Langchassis-Lieferwagen 
1934/35: 96. 
1935-38: 396 
1938-40: 196 
Bis Mitte 1935 hatten die Lieferwagen den 1,2-Liter-Motor. Danach kam der 1,3-Liter-Motor. Da es ab 1938 keine Opel-Limousine mehr mit 1,3-L-Motor gab bekam nun der Lieferwagen den 1,1-Liter-Motor als letzten der verbliebenen seitengesteuerten Motoren. 

Motor
Nur der 1,1-Liter, im P4 und Kadett, hatte die kleinen 14-mm Zündkerzen. Hat der Motor 18-mm Kerzen ist es ein älterer Motor. Komplett-Umbau ist problemlos und ständig gemacht worden, was die Fahrzeug-Identifizierung erschwert.
Der 1,1-Liter Motor ist ca. 30 mm niedriger als der 1,0-Liter, 1,2-Liter oder 1,3-Liter. Somit sind Pleuel, Ventile etc. unterschiedlich. Kolben – je nach Durchmesser – identisch.
Die Nockenwellen für die alten Seitengesteuerten entsprechen der Zündfolge 1-2-4-3. Der P4 hat aber die Zündfolge 1-3-4-2, somit eine andere Nockenwelle. Sie sind austauschbar, aber bei der Montage der Zündanlage ist aufzupassen.


Die Motor-Nummern der seitengesteuerten 4-Zylinder der 30er Jahre:

1,0-Liter, 1,2-Liter und 1,3-Liter:
Typen 1033, 12B, C, 92C, 1233, 12N, 1210, 12LG, 1397, 13237 (1931 bis 1936)
Motor-Nummern ohne Vorbuchstaben bzw. Vorzahlen, durchnummeriert von 1 bis 51390
Typ 1290; 1933 bis 1935:
Motor-Nummer beginnt mit Vorbuchstaben: R-

1,1-Liter:
P4; 1935, 1936: Vorbuchstabe: Y- (ab Y-33001 mit Wasserpumpe)
P4: 1937: Vorzahl: 37-
Kadett; 1937: Vorzahl: 37-
Kadett; 1938: Vorzahl: 37 K und 38
Kadett; 1939: Vorzahl: 39
Kadett; 1940: Vorzahl: 39 und 40

1,3-Liter
Olympia 1937: Vorzahl: 37
Lieferwagen: Vorbuchstabe: Y
Anhand der Motor-Nummern ist also eine genaue Zuordnung schwierig.
Die besten Unterscheidungs-Merkmale sind die Kerzen und die vordere Motoraufhängung.
Wie gesagt:
Die heute üblichen kleinen 14 mm Kerzen gab es nur im 1,1-Liter.
Die vordere Motor-Aufhängung für die Modelle mit Chassis ist waagerecht und die für die selbsttragenden Modelle (Kadett und 1,3-Liter Oly) schräg.

Karosserie 
Der wesentliche und sofort auffallende Unterschied ist die Kühler-Maske: Alle Älteren hatten einen senkrechten, freistehenden Kühler mit Chromrand, evtl. auch senkrechte Chrom-Zierleisten. Der P4 versteckte seinen Kühler hinter einem in Wagenfarbe lackierten Blech-Kühlergrill, leicht schräg stehend.  Der Karosseriekörper war zumindest beim letzten 1,2-Liter identisch mit dem des P4. Aber die Vielfalt der Werkskarosserien des 1,2-Liters gab es beim P4 nicht mehr. Den P4 gab es nur als Normal-Limousine (z. T. genannt „RH“, für Reserverad hinten), als Spezial-Limousine (RV) und als Cabrio-Limousine.    


Ausstattungsvarianten
Nach über 70 Jahren entspricht heute kaum ein P4 seiner Ausstattung, mit der er das Werk verlassen hat. Für Liebhaber, die Wert auf Originalität legen, seien hier die wesentlichen Unterschiede genannt:  
Normal-Limousine (bzw. Standard-Limousine), im Vergleich zur Spezial-Limousine (bzw. Luxus-Limousine):

  • Reserverad hinten ohne Kofferbrücke
  • Keine Stoßstange
  • Keine Benzin-Uhr
  • 3-Gang-Getriebe
  • kein Innen-Rollo vor dem Heckfenster
  • einfachere, mit den Radmuttern verschraubte Radkappen


    Die Spezial-Limousine und die Cabrio-Limousine waren in der Ausstattung gleich; allerdings bekam die Cabrio-Limousine im letzten Baujahr statt des 4-Gang-Getriebes das 3-Gang-Getriebe. Bedenkt man, dass der letzte Gang bei beiden 1:1 ist, dass der 1.-Gang beim 4- Gang-Getriebe kürzer ist und dass man beim 4-Gang-Getriebe bis zur Endgeschwindigkeit 3 statt 2 der sehr langen Schaltpausen mit Zwischenkuppeln oder sogar Zwischengas benötigt ist dieser Rück- schritt eigentlich zu verkraften. Ein Umbau bedingt andere Kupplungsglocke und andere Kardanwelle.


Die Lackierung des P4 
Jahrelang, die Alt-Opel-IG wurde 1972 gegründet, waren keine genauen Farbmuster für Vorkriegs-Opel aufzutreiben.
Mir lagen – bezogen auf den P4 – nur fünf Blätter des Werkes mit den Namen Farben- und Polsterprogramm Nr. “6“, “7“, “8“, “9“ und “11“ vor.  
In Blatt Nr. 6 (vermutlich Frühjahr 1936) gab es lediglich folgende Varianten:  


P4 Normal-Limousine u. Cabriolet-Limousine:
1.) Lack: (wappen-)blau (=dunkel-blau), Polster Cord blau

2.) Lack: grau, Polster beige  
P4 – Spezial-Limousine 
1.) Lack: schwarz, Polster: Cord beige

2.) Lack: dunkelrot, Poster: Cord rot


In Blatt Nr. 7 und Nr. 8 (dieses von Juni 1935) werden für die Normal-Limousine die gleichen Lack-Angaben gemacht wie in Blatt Nr. 6.  Für alle Ausführungen ist jedoch das beige Polster durch ein dunkelbeiges Polster mit einer anderen Nummer ersetzt worden.
Für Cabrio-Limousine und für Spezial-Limousine wurden die Farben leichtgeändert. Folgende Varianten sind aufgeführt. 

 

Lackierung Cabriolet-Limousine
1.) Lack wappen-blau, Polster Cord dunkelbeige
2.) Lack sperbergrau (=hellgrau), Polster Cord blau
3.) Lack blaugrau, Polster Cord dunkelbeige  
P4 – Spezial-Limousine 
1.) Lack schwarz, Polster Cord dunkelbeige  
2.) Lack dunkelrot, (=Olympiarot), Polster Cord rotbraun  
3.) Lack blaugrau, Polster Cord dunkelbeige  


Das hier genannte „Olympiarot“ hat eine andere Nr. als das dunkelrot der ersten Serie. Die Daimler-Benz-Farbe 516 mittelrot ab 1975 wurde von mir als eine ansprechende alternative ausgewählt. 
In Blatt Nr. 9 (vermutlich von September 1936) werden für die Normal- und die Spezial-Limousine die gleichen Angaben gemacht wie zuvor. Bei der Cabrio-Limousine fällt nun die Farbe wappenblau weg. 
In Blatt Nr. 11 wird das grau – ohne Änderung der Nr. – als Olympiagrau bezeichnet. Das Blau wird durch „stahltief-blau“ mit anderer Nr. ersetzt. Die Spezial-Limousine ist zusätzlich in „biberbraun“ lieferbar. Statt Cord haben sämtliche P4 jetzt Stoff. 
Dieser ist bei der Normal-Limousine grau-blau eingefärbt, bei der Cabriolet-Limousine grundsätzlich beige und bei der Spezial-Limousine mit der neuen Farbe ebenfalls beige, ansonsten grau-blau. 

Kurz zusammengefasst für alle Baujahre
Normal-Limousine:
immer dunkel-blau oder grau  
Cabriolet-Limousine:
je nach Produktionszeit dunkel-blau, grau oder blaugrau 

 
Spezial-Limousine:
je nach Produktionszeit schwarz, dunkelrot, blaugrau oder biberbraun.  
Ca 25 Jahre nach Gründung unserer IG waren wir endlich in der Lage, für fast alle Vorkriegs-Opel anhand originaler Farbmuster Alternativen anzubieten, die heute von den großen Lacklieferanten problemlos zu beziehen sind. Dem Stand der Technik entsprechend wird man sein Veteranenfahrzeug heute wohl mit
modernen Lacken versehen. Trotz der Mehrkosten ist eine Zweischicht-Lackierung – also mit Klarlackschicht überzogen – empfehlenswert, da  

  1. der Glanz besser herauskommt
    und man  
  2. Kratzer, die nicht bis aufs Blech durchgehen, wegpolieren kann.  
    Statt eines Überzuges mit Klarlack ist es auch möglich, den Klarlack mit in den letzten farbigen Lackauftrag einzumischen. 

Folgende Teile waren grundsätzlich schwarz: 

Chassis mit Motor, Getriebe, Achsen usw.  
Räder und Radkappen Türschweller (alten Fotos nach aber nur beim Standard-P4, bei anderen Schweller in Wagenfarbe)  
Kotflügel Verkleidungsbleche vorn und hinten (zwischen den Chassis-Enden) Lampen und Halter (die 1. P4 hatten Chromringe und ebenes Glas) 
Reserverad-Halterung Kofferbrücke (und aufgesetzter Zubehör-Koffer, falls vorhanden) 
Haubenverriegelung inclusive den an der Haube angenieteten Blechen Winker
Fensterrahmen innen Armaturenbrett
Schaltknüppel und Handbremshebel   
Das viereckige P4-Zeichen auf dem Kühlergrill war verchromt und folgendermaßen lackiert:

Die Vertiefung rund um das „P“ und die „4“ selbst waren mittel-rot, die horizontalen Vertiefungen oben und unten zierte je ein schmaler schwarzer Strich. 
Das sog. „Opel-Auge“ oben in der Mitte des Kühlergrills war ebenfalls verchromt und in der Vertiefung schwarz. 
Die Lackierung der Räder war ausnahmslos schwarz. Zwei Zierkreise auf den Durchmessern 317 und 337 – also nur 1 cm voneinander entfernt – lockerten die
Fläche auf.  
Ihre Breite betrug nur ca. 1,5 bis 2 mm. Wie man diese Zierlinien auftragen kann, ist in der Alt-Opel-Info, Heft 30, Seite 25 beschrieben. Oder rufen Sie mich an; ich erkläre Ihnen das gerne. 
Diese Zierlinien gab es vermutlich nicht nur in weißer Farbe, sondern auch in zum Fahrzeug passenden Tönen.  
Die Radkappen waren nie verchromt, sondern alle schwarz. Die halbkugelförmigen hatten in der Mitte das erhabene „Opel-Auge“ rot ausgemalt, während die radial weglaufenden Vertiefungen weiß bzw. hellbeige waren. Es ist denkbar, dass es auch andere Farbkombinationen an dieser Stelle gab. 
Die Zierstreifen auf dem Wulst unterhalb der Fenster waren ebenfalls sehr schmal, vermutlich in weiß oder anderer zum Lack passender Farbe. Sie verliefen parallel in Höhe der Befestigungsschrauben der Türgriffe. Am Heck verliefen sie, der Form des Wulstes entsprechend, enger zusammen; am vorderen Ende der Motorhauben liefen sie erst unmittelbar vor der Kühlerverkleidung zusammen. 

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