Matchbox eine Legende feiert (fast unbemerkt) 55. Geburtstag

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Liebe OPEL-Miniaturfreunde und -sammler

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Der Bezeichnung MATCHBOX galt in den 1950er, 1960er und auch noch in den 1970er Jahren als Inbegriff für alle Spielzeugautos im Taschenformat. Die Namen der Hersteller ähnlicher Produkte spielten im Allgemeinen keine Rolle, sie wurden alle einfach als MATCHBOX bezeichnet.

Nach dem Wochenendputz brachte Mutti oft den verschwundenen Chevy Impala oder das lang gesuchte Mer­cedes 220 SE Coupe aus der „Tiefgarage“ unter dem Küchenschrank und die Welt war wieder in Ordnung. Wenn Opa am Sonntag zum Kaffee kam, um sich in gemütlicher Runde den „Blauen Bock“ im Ersten Programm (es gab nur zwei!) anzusehen, kam es schon mal vor, dass er den auf dem Plüschteppich „getarnten“ Pontiac Grand Prix unbeabsichtigt zum Cabrio „umbaute“. Da drückte es nicht nur dem Opa vor Schmerzen an der Fußsohle die Tränen in die Augen, Mutti und Vati schimpften wie so oft wieder mit uns über die MATCHBOX-Autos, und wir schauten mit traurigen, feuchten Augen zum Opa auf. Er hat bei diesem Anblick seine Fußschmerzen vergessen und am nächsten Sonntag brachte er nagelneuen Ersatz in der gelb/blauen Schachtel mit. Das ungewollte Cabrio durfte jetzt Wüstenfahrten im Sandkasten absolvieren.

An solche oder ähnliche Begebenheiten erinnern sich bestimmt viele von uns, so dass gerade der damals vom Opa gelieferte „Ersatzwagen“ zum Lieblingsauto wurde und heute einen ehrenvollen Dauerparkplatz in der Vitrine gefunden hat.

In Sammlerkreisen sind die Lesney–Modelle „Made in England“ besonders begehrt, denn bei Lesney liegt der Ursprung des Begriffes Matchbox-Auto.

Die beiden Engländer Leslie Smith und Rodney Smith (Schulfreunde, nicht verwandt) gründeten im Jahr 1947 in London die Firma Lesney Products. Leslie übernahm die kaufmännischen Belange, Rodney brachte seine Erfahrungen mit Gusstechnik und Maschinenbau in das Unternehmen ein. Zu Beginn fertigten die beiden Jungunternehmer als Zulieferer der Industrie Gussteile. Zu Beginn des Jahres 1948 stieg Jack O´Dell, ein Spezialist für Zinkspritzgusstechnik, in das Unternehmen ein. Auf Grund der damals in England geltenden Inventur- und Steuergesetze gingen die Aufträge zum Jahresende stark zurück, und eine wirtschaftliche Auslastung der Maschinen war nicht mehr möglich. Da es auf Weihnachten zuging, hatten die drei die Idee, mit Hilfe ihrer Gusstechnik ein Kinderspielzeug anzufertigen, was ihnen in Form einer Straßendampfwalze gelingen sollte. Diese soll jedoch in ihren Ausmaßen noch weit über den der späteren MATCHBOX gelegen haben, sie sollte ja unter den Weihnachtsbäumen ein Blickfang sein. Leider sind Größe und Gewicht nicht überliefert.

Durch den Koreakrieg wurden Rohstoffe zur Mangelware, und die Produktion von Spielwaren aus Zink war in England bis 1952 verboten. O’Dell, der Formenspezialist, verkleinerte gegen Ende des Jahres 1952 die Ur-Straßenwalze, sodass diese in eine Streichholzschachtel passte. Der eigentliche Grund für diese Minimierung lag darin, dass in England in die Schule mitgenommenes Spielzeug nicht größer als eine Streichholzschachtel sein durfte. Der Überlieferung nach soll es die Tochter von Jack O’Dell gewesen sein, die als erste das Spielzeug mit in die Schule nahm und ihre Mitschüler begeisterte. Es war im Jahr 1953, also vor 55 Jahren, als die Firma Lesney Products die Krönungskutsche von Königin Elisabeth II. als Miniatur auf den Markt brachte. Dieses Modell soll es gewesen sein, das als erstes in riesigen Mengen produziert wurde und den Siegeszug der MATCHBOX-Modelle einläutete.

Die Grundserie bestand aus 75 Modellen in den Maßstäben zwischen ca. 1:64 und ca. 1:76, die Größe der Modelle war nicht wichtig, sie mussten nur in die fast gleich großen Schachteln passen, welche in ihrer Form und Farbgebung noch bin zu Beginn der 1980er Jahre einer Streichholzschachtel ähnelten. Ein Ford-Traktor hatte da schon die gleiche Länge wie ein London­Doppeldecker-Bus. Der Spielwert suchte natürlich seinesgleichen, da bewegliche Teile an Nutzfahrzeugen und zu öffnende Türen an PKW nach und nach zu beliebten Details wurden. Als die Modelle mit den freiliegenden Starrachsen verschwanden, brachten Chromradkappen, Federung und teilweise eine Lenkung die Begeisterung in der Spielwelt.

Die Serie „Models of Yesteryear“ erschien ab 1956 in den Maßstäben zwischen ca. 1:43 und 1:50 und hatte damit bereits damals als Zielgruppe Sammler im Auge. Vorerst wurden nur Modelle aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg aufgelegt. Auch an die Ur-Straßenwalze erinnerten sich die Macher und fügten sie 1957 in diese Serie ein. Später wurden die Fahrzeuge mit Modellen bis in die 1930er nach und nach ersetzt. Mitte der 1990er Jahre wurde diese Modellreihe eingestellt.

Anfang der 1960er Jahre wurde die Serie „Kingsize“ auf den Markt gebracht. Vorerst nur aus Nutzfahrzeugen mit einer Länge zwischen 10 cm und 30 cm bestehend, bestachen diese Modelle durch ihren sehr hohen Spielwert, da die beweglichen Teile mit ihrer Vielfältigkeit fast den originalen Vorbildern entsprachen. Sie hatten nur einen Nachteil: In die Hosentasche passten sie nicht.

Im Jahr 1968 zogen erstmals graue Wolken am Horizont des Marktführers für die kleinen Modellautos auf, und die Sonne sollte nie wieder durchdringen. Mit einer noch nie da gewesenen Werbeaktion brachte der amerikanische Spielzeughersteller Mattel die „Hot Wheels“-Fahrzeuge auf den Markt. Sie entsprachen etwa der Größe der Matchbox 1:75 Serie, zeichneten sich jedoch durch fast reibungslose Räder und Achsen aus. Durch diese Eigenschaften eigneten sich diese Modelle ausgezeichnet für die damaligen Rennbahnen und eroberten weltweit die Kinderzimmer.

In England wurde reagiert und die 1:75 Serie nach und nach durch die neuen MATCHBOX-Superfast Modelle ersetzt. Es war Eile angesagt – und aus diesem Grund sind einige Modelle wie z. B. der Opel Diplomat A als Nr. 36 der regulären Serie als auch als Nr. 36 der Superfast-Serie in vielen Sammlungen anzutreffen. Trotz dieser Anpassung der Produkte war die Marktführung verloren. Optisch wirken die Superfast-Modelle leider sehr hochbeinig. Aber auch diese Superfast-Serie hat ihre Freunde gefunden.

Am 11. Juni 1982 kam dann das AUS. Die Markenrechte wurden durch die amerikanische Firma Universal Toys aufgekauft. Jack O’Dell behielt diverse Werkzeuge in seinem Besitz und produzierte und vertrieb ähnliche Modelle unter seinem eigenen Markennamen LLEDO. Universal Toys suchte dann 1992 selbst einen Käufer und fand die Firma Tyco Toys, die ihrerseits 1997 von Mattel aufgekauft wurde. Mattel hat die Schlacht gewonnen und den 1968 anvisierten Rivalen und Erfinder des Produktes im eigenen Besitz. Vertrieben werden durch Mattel aber auch heute noch Produkte mit dem legendären Namen MATCHBOX.

In Erinnerung an unsere eigene Kindheit können wir den Blicken unserer Kinder und Enkel am Spielzeugständer im Supermarkt nicht entweichen. Nehmen wir eine schmerzhafte Fußsohle so gelassen wie früher der eigene Opa, erfüllt uns das doch mit Stolz, dass außer Spielkonsole und Computer auch die Kiste mit den kleinen Autos im Kinderzimmer ein Existenzrecht hat.

Axel Kupetz *1720

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