Kaufberatung Opel GT (aus dZ 229)

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Karosserie (Blech, Glas, Dichtungen)
Außer Türen, Motorhaube und Lampengehäusen besteht die Karosserie aus einem Stück. Alle Verzüge, Asymmetrien und Wellen können auf Unfallschäden oder eine schlechte Restauration hinweisen. Blecharbeiten sind aufwendig.

Vorderbau
Zustand des unteren Luftleitblechs von außen, insbesondere die Übergänge zu den Kotflügeln (Rostblasen). Die Passgenauigkeit der Stoßstange und der Halter ist ein Indiz für evtl. Rempler oder ersetzte Blechteile.
Oberes Luftleitblech, Form und Symmetrie der Lufteinlässe, Spaltmaße der Lampengehäuse. Schwenk auf halbe Position, Blick auf Boden und Seitenwände des Lampenkastens (Korrosion). Das Drehen der Scheinwerfer per Hebel erfordert immer einen gewissen Kraftaufwand.

Öffnen der Motorhaube muss leichtgängig sein (Korrosion Haubenhalter). Bereich vor dem Kühler, der Zustand aller Bleche (Übergänge), des Rahmens einschließlich Endspitzen, des Batteriehalters und der Quertraversen begutachten (Verformungen, Korrosion, Batteriesäure). Das Gleiche gilt für den Motorträger (Verschraubung am Rahmen) und die oberen Stoßdämpferaufnahmen. Diese auch von außen betrachten sowie das gesamte Radhaus wegen Rost und eingeschweißten Blechen, sofern bei Unterbodenschutz überhaupt erkennbar. Den Blechsims Richtung A-Säule mit der Hand ertasten und überprüfen (Rost). Evtl. später verbaute Kunststoffkotflügel neigen zur Rissbildung an den Übergängen. Von außen ist der Kotflügel im unteren Drittel auf Rostblasen zu untersuchen, Ursache sind Risse im Unterbodenschutz, Staunässe. Dichtung der Frontscheibe prüfen, Wassereintritt.

Mittelteil
Türen: Etwa in Höhe des Außenspiegels sitzt innen ein Versteifungsblech, unter dem sich Rost bildet und außen Blasen sichtbar werden. Die Umbördelungen der Türblätter und die unteren Wasserabläufe sind weitere kritische Stellen. Spaltmaße prüfen, die Türen sollten flächenbündig sitzen. Der Schwellerbereich (Übergang Außenschweller zur Bodengruppe, Wagenheberaufnahme) ist von außen zu prüfen. Im Innenraum Fußmatten und ggf. vorhandene Filzmatten anheben, Bodenbleche inkl. Ablaufstopfen prüfen.
Auch hier Scheibendichtungen prüfen, insbesondere bei hinteren Ausstellfenstern. Seitenscheiben müssen sich leichtgängig und ohne „Hakler“ kurbeln lassen.

Heckbereich
Hinteres Radhaus, insbesondere die Flächen vor und hinter dem Radlauf sowie die Bördelkante (Korrosion). Den gesamten Heckbereich auf Roststellen untersuchen bis hin zum Übergang zur Bodengruppe. Der hintere Blechsack kann innen feucht sein, welches man durch Ausbau einer Heckleuchte mit einem schlanken Arm nach innen Ertasten kann (oder Reserverad raus und vom Innenraum mit einer Lampe den Heckbereich ausleuchten). Unter der Heckzierleiste können sich ebenfalls Blasen zeigen, besonders an den Befestigungslöchern. Dellen und Unfallschäden im Heckbereich sind nicht selten, deshalb in Verbindung mit Passform und Ausrichtung der Stoßstangen hierauf achten. Tankblech von oben betrachten, speziell die Verbindungsnähte zu den Seitenteilen sollten einwandfrei sein und eine leichte Vertiefung aufweisen. Blick auf die Dichtung der Heckscheibe und die darüber befindlichen Entlüftungsschlitze (Rost). Diese weisen eine komplexe Blechstruktur inklusive Dichtungsmaterial auf.

Technik (Motor/Getriebe/Antrieb/Bremsen/Fahrwerk)
Der 1900er Grauguss-Motor gilt als unproblematisch und robust, gutes Drehmoment. Auch der 1100er OHV ist bei entsprechendem Umgang von langer Lebensdauer und hatte nicht umsonst den Spitznamen „Nähmaschine“. Die Vergaser verdienen erhöhte Aufmerksamkeit, insbesondere der beim 1,9 l verbaute Solex 32 TDID. Durch den engen Motorraum im GT bildet sich Stauwärme. Der Vergaser ist davon besonders betroffen aufgrund seiner Position direkt über dem Auspuffkrümmer. Die Folge sind Verzüge im Metallkörper, ausgeschlagene Buchsen der Drosselklappen und Dampfblasenbildung. Eine Generalüberholung ist dann notwendig und sinnvoll. Motoren deshalb z. T. auf andere Gemischfabriken oder elektronische Benzineinspritzung umgerüstet.
Die Wärmeproblematik ist beim 1100 SR fast nicht vorhanden, dafür Vergaser im Doppelpack (Solex 35 PDSI-2), Thema Synchronisierung.
Alle Dichtungen an Motor und Antriebsstrang prüfen und eventuellen Ölverlust feststellen. Die Vorderachse ist hinsichtlich Korrosion zu begutachten, die gepressten Blechteile einschließlich Versteifungen (Achskörper) können insbesondere an den Achsdomen angefressen sein. Gummibuchsen, Stoßdämpfer, Radträger und Aufhängung sind direkt mit zu beleuchten, ebenso das Lenkgetriebe, welches bei Prüfungen gerne bemängelt wird.
Hinterachse eher unauffällig, Fahrgeräusche können aufgrund Verschleißes vom Zentralgelenk am Schubrohr, dem Differential oder den Radlagern herrühren. Reparaturen am Hinterachsgetriebe sind sehr teuer. Die Ersatzteilequalität schwankt (insbesondere Wälzlager) und Spezialwerkzeuge sind notwendig. Besonderes Highlight: Hinterachse mit Sperr-Differenzial.
Zustand der Reifen und deren grundsätzliche Qualität. Gerade das Fahrverhalten des GT kann durch gute Reifen sehr positiv beeinflusst werden.

Interieur/Zierteile/Elektrik (Armaturenbrett/Instrumente/Schalter/Sitze/Bezüge sowie Chrom/Zierleisten/Leuchten)
Zu prüfen ist die Vollständigkeit der Inneneinrichtung (auch unter der Heckablage: Reserverad, Wagenheber, Werkzeug) und die Funktionsfähigkeit aller Uhren und Schalter sowie von Zündschloss, Heizung, Handbremse, Fensterkurbel usw. Bei der Lenkung auf zu großes Spiel achten, das Rückstellmoment und Geräusche von der Lenksäule. Sitzmechanik manchmal ausgeleiert, Rückenlehne muss nicht nur nach vorne gehen, sondern auch in verschiedenen Stufen sauber wieder einrasten. Ersatz bei roter, blauer oder beiger Innenausstattung nur schwierig zu erhalten.
Funktion insbesondere der Drehscheinwerfer prüfen, die Schaltung für das Beleuchtungssystem ist beim GT gegenüber Rekord und Co. sehr aufwendig. Fehler lassen sich zum Teil nur schwer lokalisieren und ggf. aufwendig reparieren. Alte Kabelbäume neigen generell zu Defekten.

Fazit:
Der Opel GT ist nur bedingt schrauberfreundlich, und nicht z. B. mit Kadett B zu vergleichen. Neulinge sollten sich eingehend informieren und Erfahrene zur Seite holen, z. B. über die regionalen Stammtische der Alt-Opel IG.
Die Ersatzteilversorgung ist als befriedigend bis gut einzuschätzen, viele wichtige Teile wurden schon nachgefertigt oder lassen sich als Gebrauchtteile erwerben (GT 1100 schwieriger). Blechteile gelten als teuer. Bei entsprechender Pflege ist die Zuverlässigkeit im Betrieb gegeben. Manchmal sind scheinbar schön restaurierte originale Fahrzeuge mit Teilen aus allen Baujahren vermischt, was für Anfänger nicht immer erkennbar ist. Der Wunsch nach baujahrkonformer Originalität kann dann im Nachgang aufwendig werden.
Verbrauch bei normaler Fahrweise und intaktem Vergaser zw. 8,5 und 10 Liter (1900).

Teilehändler
Udo Börnemann, www.splendidparts.de
Wolfgang Gröger, www.opel-gt-teile.de
Peter Senfft, www.ps-autoteile.de
Horst + Ute Ostwald, www.opelgtshop.de
Suselbeek Niederlande, www.opelgtparts.com
Die Auflistung ist nicht vollständig, es handelt sich nur um eine Auswahl.

Literatur
Stefan Müller
Opel GT Die Geschichte von Projekt 1484
völlig überarbeitete Neuauflage, Juli 2014
254 Seiten, ca. 400 Fotos und Zeichnungen, 39,- Euro
ISBN 978-3-945397-00-8
Verlag View GmbH, www.motorsport-books.de

Stefan Müller *640, Carsten Both *2802
Typreferenten GT

Unten: Der GT mit Vinyldach ist eine US-Ausführung. Solche Verunstaltungen gab es nur dort. Heute natürlich sehr selten, aber der hier ist nicht mehr zu retten.

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