Nun steh ich hier, abgedeckt mit einem weichen Betttuch in einer ziemlich neuen Garage neben mir ein schicker Wohnwagen und es geht mir wieder gut.
Das war nicht immer so……
Es ist ca. das Jahr 1995 und ich steh in einer dunklen kalten Garage und staube hier so langsam ein, wenn nicht bald einer kommt und mich rettet gehe ich hier zugrunde.
Ab und zu geht schon mal das Tor auf und es kommt ein wenig Licht in die Garage, so dass man erkennen konnte das ich hier wohl nicht das einzige Fahrzeug bin was hier so nutzlos rumsteht.
Eines Morgens hat mich mein Besitzer auch noch vor das Regal in der Garage gefahren, das hat mir mal so richtig weh getan. Dann wurde mir auch noch meine Batterie und mein Wasserkühler ausgebaut und ich dachte: “… so langsam geht die Reise hier zu Ende und ich lande auf dem Schrottplatz.“
Doch eines Tages öffnete sich das Tor wieder und es stand ein schöner BMW Alpina vor der Türe. Da kam mir in den Sinn: „vielleicht geht es ja doch noch weiter mit mir!“
Und tatsächlich!!!
Oldtimer Markt Anzeige:
Kadett C, 1.9 GTE, Baujahr 9/ 75 braucht Vollabnahme, 5 Gang ZF, Fuchsfelgen, Originalzustand, VHB Tel..0203…
Wir schreiben das Jahr 1997 und es kam ein großer schlanker Mann auf den Hof und begutachtete meinen Zustand. „So“, sagte der Mann, nachdem er einige Runden um mich rumgedreht hat, mir wurde schon ganz schwindelig „auf keinen Fall, der Kadett muss mindestens laufen.“
Zack! Das Tor wurde wieder geschlossen und ich dachte: „Nein!!!! Lass mich doch bitte nicht hier stehen…komm zurück großer Mann!“ Einige Tage später kam der große Mann zu meiner Erleichterung tatsächlich wieder und ich freute mich wahnsinnig.
Am 28. 05. 1997 war es dann wirklich so weit: Mein neuer Besitzer fuhr mich, nachdem ich 2 Jahre keinen Ton von mir gegeben habe und mein Öldruck wieder da war, in mein neues Zuhause Richtung Ratingen. Dort angekommen wurde ich erstmal fotografiert und mir wurden erst mal meine klappernden Ventile eingestellt und ich bekam endlich mal neuen Lebertran in Form von neuem Motoröl was mir mal so richtig gutgetan hat.





Weiterhin wurden einige Reparaturen sowie die Überholung der Einspritzanlage durchgeführt, so dass ich bald bereit für ein großes Kadett Treffen war.
Ab und zu kamen nämlich immer mal ein paar Freunde von meinem neuen Besitzer vorbei schauten mich an und sagten, „Der muss auf die Straße und rollen…“
Ich hatte mich schon gefreut und stand in den Startlöchern, doch ich wurde erstmal wieder in ein Betttuch gehüllt. „Das kann doch nicht wahr sein“ dachte ich, „… geht das schon wieder los.“ Denn mein neuer Besitzer hatte wohl noch einen anderen Kadett, der hörte sich aber nicht so an wie ein Großer CIH, eher wie eine Nähmaschine und seine Lackierung hatte was von (Ka…braun.)
Naja, da stand ich mit meinem Gelb -Schwarzen Kleid doch schon ganz anders da, außerdem war ich ja ein Coupe… Aber weglaufen konnte ich ja auch nicht, also übte ich mich in Geduld. Aber Gott sei Dank blieb ich im Gespräch, denn ich war wohl ein ganz besonderer Kadett C 1.9 E. Den Andreas, mein alter Besitzer, konnte berichten das ich das Licht der Welt am 17.September 1975 in Antwerpen erblickte und ein ganz früher Kadett GTE bin.
Andreas konnte Kai, so heißt mein neuer Besitzer, unter anderem auch eine handgeschriebene Rechnung vorlegen, denn ich habe in einem Urlaub in Inzell ein neues Herz in Form eines neuen Motors bekommen. Das waren großartige Neuigkeiten und ich glaube ich wurde für Kai immer interessanter, so dass ich eines Tages beim TÜV stand … aber der Prüfer mir keinen Segen gab. Der Prüfer war wohl kein Kadett C Fan und bemängelte die Lackierung in Gelb – Schwarz und Kai wies dann mal darauf hin: „Guter Mann, Die Lackierung ist original von 1975…“ Oh, Na da bin ich wohl nicht informiert, sagte der Mann bei der Prüfstelle und gab mir schließlich seinen Segen. Nun konnten wir, Kais Freundin war nämlich auch immer dabei, 2003 auf die Große Fahrt nach Kaiserlautern starten und es war himmlisch so viele verschiedene Kadett C Kollegen hatte ich noch nie gesehen.
Kai überlegte dann ein Jahr später eine (07- Oldtimer -Nummer) zu beantragen, was sich gar nicht so einfach heraus stellte. Aber Hürden sind ja da, um sie zu überwinden. Im Jahre 2004 konnten wir dann ganz offiziell zu Oldtimer Veranstaltungen fahren unter anderem zum Hilmar Born nach Herne, oder auch zum Rheinufer nach Düsseldorf und auch in Burscheid haben wir uns öfter sehr gerne mit Freunden getroffen.


Eines Sonntags besuchten wir ein Treffen ganz in der Nähe, in Meerbusch bei Dirk und Dirk und es sollte ein ganz besonderer Tag werden, denn ich bemerkte das nach unserer Ankunft einige Leute um mich herumschlichen und einer sagte (das muss in Ungarn mit dem Fahrradträger passiert sein) Deswegen tat es mir auf meinem Dach so weh, erinnerte ich mich, obwohl es schon so lange her ist.


Nachdem meine Leutchen wieder bei mir am Kadett waren, bemerkte Kai einen gelben Zettel, auf dem stand:
„Hallo, Du fährst mein altes ex Auto, stehe gegenüber mit 1000er Kadett mit den vielen Aufklebern 0173…“ Und Wahrhaftig, Günter Eberlein (Günni) hat mich nach 17 Jahren an meinen Blessuren wiedererkannt. Was habe ich mich gefreut, und ich hoffte natürlich das er Kai von meinen Erlebnissen erzählen würde, und das tat er dann auch.
Obwohl Günni mich nach nur einem Jahr wieder verkaufte und ich auf der Rennstrecke landen sollte, was aber doch nicht eintraf, sind wir einige Schöne Touren nach Ungarn und über den Col de Turrini nach Monaco gefahren. Eine großartige Zeit lag hinter uns, aber ganz stolz habe ich mich gefühlt als ich in Monaco vor dem (Automobile Club) geparkt wurde. Dort stehen sonst, wenn überhaupt mal, eher Ferraris oder Lamborghinis.




Aber nicht so einer wie ich, ein ganz normaler Kadett GTE. Und was war das bitte für ein Ausblick in den Hafen von Monaco gegenüber!
Fortan betrieben Günni und Kai gemeinsam Recherche riefen Straßenverkehrsämter an und besuchten Prüfstellen in der Nähe. Irgendeiner muss sich doch an meine frühe Einzelabnahme in Darmstadt erinnern können…. Herr Rütter, der leider nicht mehr unter uns ist, erklärte Günni, dass er Probleme beim Zulassen das Kadetts hatte, da ich ja im Typ Schlüssel zu (000000) gesetzt wurde. Das resultiert wohl daraus, dass ich wahrscheinlich einer der ersten 5. Gebauten Wagen (Test oder Homologation Fahrzeug) bin, was aber leider keiner mehr zu 100% schriftlich bestätigen kann, denn die erst 5 Fahrzeuge wurden nach der Testphase meist geschrottet. Ich hatte wohl großes Glück, schrieb damals eine Sekretärin von der Adam Opel AG, denn sie konnten es sich selbst nicht vorstellen, dass ich noch existiere.
Sogar der Erstbesitzer wurde besucht der sich auch wunderte das ich noch lebte. Herr Knodt hatte mich 1975 beim dem Opel Händler Aschoff in Krefeld gekauft, doch so einfach einen Kadett kaufen, gerade dieses Modell, stellte sich als schwierig heraus, weil Kadett GTE aus Antwerpen wie ich zu der Zeit sehr schnell vergriffen waren und viele Modelle im Motorsport eingesetzt wurden. Ich hatte damals noch normale Stahlfelgen moniert und Herr Knodt konnte bestätigen das ich auf einer der Reisen einen Teilemotor bekommen habe. Mein Erstbesitzer und seine Frau sind dann 2 Tage in ein Hotel gezogen, so dass wir am 3.Tag unsere Urlaubsreise Richtung Süden fortsetzen konnten.
Er konnte auch anhand von Fotos aus seinem orangen 70er Jahre Fotoalbum über Urlaube in Kroatien und Süd -Italien berichten. Auch von einem Heckschaden konnte er berichten, das war direkt im ersten Jahr 1975. Ein weiterer Besitzer mit dem Günni zufällig noch einmal Kontakt, und zwar über eine Motorrad-Anzeige hatte war Michael. Er sagte Günni, dass er mich an den Bruder verkauft hatte. Ich wurde aber nie weiter zugelassen.
Im Jahre 2006 bemerkte Kai, das auf der Rückfahrt von Burscheid irgendetwas nicht stimmte und es stelle sich heraus das wohl meine Nockenwelle nicht mehr in Ordnung war. Günni und Kai brachten mich zwar nach einigen Tagen wieder in Ordnung, aber ich wollte doch nach der Reparatur partout nicht mehr anspringen. Das konnte wohl nur noch die Elektronik sein und tatsächlich es wurde festgestellt, dass einer der Vorbesitzer drei Sicherungen unter dem Armaturenbrett zusätzlich ein gebaut hatte.

Das konnte doch keiner ahnen! Eine Sicherung war für die elektrische Benzinpumpe im Kofferraum bestimmt, und wo kein Strom ist, ist auch kein Benzin….
Aber siehe da. Ich stotterte ein wenig rum und dann Spang ich wieder an. Nun musste meine Zündung noch vernünftig eingestellt werden, denn ich hatte jetzt ein paar Pferdestärken mehr unter der Haube, was man mir aber nicht ansah.
Im Jahre 2007 wurde ich dann nicht so oft bewegt, da Kai krank geworden ist und die schöne Halle in Ratingen musste leider auch aufgegeben werden. Aber hin und wieder sind wir doch mal losgefahren, zum Beispiel 2010 nach Schloss Dyck, wo wir in der Zufahrt von einem Insignia OPC abgedrängt wurden, und es stellte sich heraus, dass das kleine Persönchen auf dem Fahrersitz Joachim Winkelhock war.“ Ich muss schnell zur Rennstrecke!“ schrie er aus dem Insignia.
Später haben wir Joachim noch einmal getroffen und er hat Kai ein paar schöne Zeilen in sein Fotoalbum geschrieben.
Nach einiger Zeit bekamen wir in Ratingen Mitte eine Doppelgarage in der Stadt und lernten nette Leute auf den kleinem Garagen Hof kennen. Noch ein paar Jahre später konnten wir endlich wieder in eine etwas größere Halle umziehen. Die hatte sogar eine Hebebühne, von der ich auch mal von unten betrachtet werden konnte. Was soll ich Euch sagen: natürlich wartete auch hier wieder Arbeit auf Kai, aber seine Frau Gudrun ist ja auch immer fleißig dabei. Nach einigen Einkäufen und Aufarbeitungen wurde dann zur Corona Zeit eine Große Technische Reparatur bei mir durchgeführt.




Meine Bremsanlage wurde komplett überholt und auf innenbelüftet umgebaut, die Hinterachse wurde gegen eine überholte ruhigere Achse ausgetauscht und der Auspuff wurde komplett von vorne nach hinten erneuert. Wenig später wurden auch noch meine schönen geschmiedeten Fuchsfelgen in einem hellen Silber lackiert. Ich bekam sogar noch neue Turnschuhe, die mir ein Freund vom Kai günstig spendierte. Ich konnte es gar nicht glauben was in der letzten Zeit alles mit mir passierte!
Sogar unser Walter Röhrl hat sich auf einer Blende unter meinem Armaturenbrett verewigt und begleitet mich fortan. Hier ein dolles Dankeschön an Alois und Walter für die überraschenden Zeilen. Ich bin nur glücklich…
Im letzten Jahr kam es mir dann so vor, als stünde wieder ein schönes Treffen an, warum sollte ich sonst so dolle geputzt und gewienert werden, das musste ja einen Grund haben.




Natürlich, meine jüngeren Kadett C Freunde mit Baujahr 1973 feierten Ihren 50. Geburtstag. Da war ich selbstverständlich auch dabei und gab mein Bestes. Die Oldtimer Markt Mitarbeiter, Fotograf Stefan und Redakteur Christian, waren beim Fotoshooting in Voerde auch sehr zufrieden mit uns. Ach ja: wir hatten 2023 ja noch unser 1. Typ Gruppen Treffen in Xanten am Niederrhein. Ein sehr schönes Zusammenkommen. Ich konnte mich ja jetzt mit ruhiger Hinterachse und meinen neu lackierten Felgen präsentieren. Leider hatten wohl nicht so viele Kadett – C Fahrer der Alt Opel IG den Weg gefunden, was ein weinig schade war, aber vielleicht ja beim nächsten Mal. Das war nun ein kleiner Einblick in meine letzten Jahre und wenn ich dieses Jahr zu meinem 50. Geburtstag noch etwas großartiges erleben darf, würde ich mich sehr freuen.
Bleibt gespannt,
Euer Kadett C GTE
Kai Schmidt
Co -Referent
Kadett C