Es steht in seinen Papieren: Halwart Schrader wurde am 24. Februar 1935 in Braunschweig geboren. Die Frage nach seinem Berufswunsch beantwortete er mit „eigentlich wollte ich Schiffbrüchiger werden“. Das offenbart uns seine soeben veröffentlichte Selbstbiographie, denn wir kennen Schrader als langjährigen und kompetenten Autobuchschreiber.
Also beginnen wir beim Berufswunsch. Jede Art von Schiffen, darunter besonders gern gut ausgestatte Hausboote, wurden vom jungen Schrader entwickelt, die ihm nicht nur in den Kriegsjahren von 1939 bis 1945 mehr Freiheit und Mobilität vermittelten. Stattdessen musste die Familie in den Notzeiten oft das Zuhause wechseln. Die Schule wurde in Berlin beendet. Dann folgte ein Studium der Gebrauchsgrafik, Ausstellungsdesign und Kunstgeschichte an der Meisterschule für das Kunsthandwerk in Berlin. Es folgte ein Ortswechsel nach Hamburg, und Schrader begann als Werbeassistent im John Jahr Verlag. Dann ein Einsatz in der Werbeagentur Friedrich W. Heye. Mit seinem Interesse am Journalismus spezialisierte er sich auf Automobilthemen und schrieb für viele Motor-Periodika, aber auch für Blätter wie »twen« oder »Playboy«. Das waren damals ziemlich progressive Blätter. Seine Affinität zu Automobilen führte von 1960 bis 1975 zur verantwortlichen Betreuung der Kundenmagazine von Auto Union und BMW sowie von 1988 bis 1996 für die britische Marke Jaguar.
1973 begann eine besondere Herausforderung, als er sich die Verantwortung eines Chefredakteurs für das erste deutsche Oldtimer-Magazin »Automobil Chronik« zutraute. Immerhin sehr standhaft, denn Halwart gab das Objekt erst 1985 zurück. Zeitgleich entstanden bis heute 223 Fach- und Sachbücher, die den Namen Halwart Schrader als Autor, Co-Autor, Übersetzer oder Herausgeber tragen. Auch gehörten zu seinem Alltag viele Beiträge in Sammelwerken und Enzyklopädien der Automobilgeschichte. Schon früh wurde er als Mitglied der Guild of Motoring Writers und der Brooklands Society aufgenommen. Ihm wurden zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen im In- und Ausland für seine automobilhistorischen Arbeiten zuteil; 2020 verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihm die Verdienstmedaille für sein der Motorgeschichte gewidmetes Gesamtwerk.
Im Verlauf von mehr als sechs Jahrzehnten seines langen Lebens hat Halwart Schrader nicht nur Autos in den Mittelpunkt seiner schriftstellerischen Betätigungen gestellt. Zur geistigen Erfrischung fand auch das eine oder andere alternative Thema Zugang zu seiner Schreibmaschine, später dem PC. Da gab es detaillierte Entwürfe zu Schiffseinrichtungen, denen sich der Hausbootbewohner und Kajaksportler Schrader in jungen Jahren mit maritimer Leidenschaft widmete. Oder Berichte und Bücher für Gastronomie-, Reise- und Auswanderführern sowie über Wein- und Champagnerkultur. So wurde Schrader 1965 Mitgründer des nautischen Magazins »boote«, beteiligte sich 1974 am Marktspiegel »InterClassic«, 1988 beim Transport Book Publishers and Traders International (TBI), außerdem an der Michael Sedgwick Foundation, der Automobilhistorischen Gesellschaft und beim Forum für Fahrzeuggeschichte, ebenso bekannt als F-kubik.
Seit Frühjahr 1988 lebt die Schrader-Familie in der Lüneburger Heide und betreibt eine alte Schule als Landgasthof. Hier beginnt der Senior allmorgendlich seinen Alltag ab fünf Uhr trotz zunehmender physischer Handicaps mit dem Lesen und Schreiben von Büchern. Gerade ist das 224. Buch erschienen, das sich nach 90 Jahren und Millionen gefahrenen Kilometern und Meilen seinen „mobilen Schätzchen“ widmet. In diesem Buch ist der Leser staunender Passagier bei jedem Stopp, sei es wegen eines kochenden Kühlers oder der Besichtigung eines Scheunenfunds. Immer kommt es dabei zu Begegnungen mit autonärrischen Gestalten, die von einer guten alten »Verbrennerzeit« berichten. Noch ohne Navi, Wegfahrsperre oder Bußgeldkatalog… Dafür aber mit einem Schwiegermuttersitz im Kofferraum, mit einer Motor-Andrehkurbel am Kühler oder einer Trost und Wärme spendenden Beifahrerin. Letztere war ein wichtiges „Zubehör“ für den Fall einer nicht funktionierenden Wagenheizung auf winterlicher Fernfahrt. Die Geschichten auf 256 Seiten sind eingebettet in einen Hardcover-Umschlag von 210 x 240 mm, sind üppig illustriert und bieten für rund 39 Euro Lesevergnügen pur! Merken: Das Buch „mit Halwart Schrader unterwegs“ ist jetzt zum Ehrentag bei Olms-Presse erschienen.

Wir gratulieren Halwart Schrader sehr herzlich zum einmaligen „90. Geburtstag“ – und (wie er uns verriet) zugleich zum 54. Hochzeitstag, den er am 24. Februar im Kreise von Familie und Freunden (so Gott will) genießen kann.
Eckhart Bartels *100


