Editorial Heft 272

Medien | Der Zuverlässige | Editorial Heft 272

Dieser Tage stand in der Zeitung, welche neuen Vorschriften für uns Autofahrer gel­ten. Da ging es nicht nur um den kostenpflichtigen Umtausch alter Führerscheine, sondern auch um die verpflichtend vorgeschriebenen Ausstattungsmerkmale von Neufahrzeugen. Alle möglichen Assistenzsysteme nehmen dem Fahrer heutzutage Aufgaben ab; sie halten die Spur, blenden Verkehrsschilder ein, warnen bei zu gerin­gem Abstand und parken selbstständig ein. Es piept, wenn man beim Losfahren nicht angeschnallt ist und es piept, wenn beim Verlassen des Autos das Licht noch eingeschaltet ist. Der Wagen verriegelt sich nach dem Losfahren und schaltet bei Dunkelheit das Abblendlicht selbst ein.

Neulich hatte ich nochmal ein Jugendbuch aus den 1950er Jahren in der Hand – „Der gute Kamerad“ – , darin war der neue Opel Rekord beschrieben. Da kamen Erinne­rungen hoch an die schönen Formen von damals, bei denen ein Fußgänger schon aufgrund der  Metallkanten kaum eine Chance hatte, an Heckflossen, an verbleiten Kraftstoff, an den markentypischen Klang der Motoren und an die Lackierung, oft in zwei Farben und später sportlich grell gelb oder orange. Zubehör gab es auch, oft nur gegen Aufpreis, zum Beispiel eine Heizung, eine Tankuhr, eine aufzuklebende heizbare Heckscheibe, Peilstangen, Blumenvasen und sportliche Autofahrerhand­schuhe. Als Sicherheitsgurte aufkamen, wurde so viel Reklame dafür gemacht, dass man hätte misstrauisch werden können in Hinblick auf die passive Sicherheit der Autos. Später wurde ihre Benutzung zur Pflicht und manch einer gewöhnte sich erst nach dem ersten Bußgeld daran.

Als Fahrer war man seinerzeit freier. Ich fahre keine Maschine zur Datensammlung und entscheide in meinem Oldtimer auch heute noch selbst, wann ich das Licht ein­schalte oder wie weit ich noch zurücksetzen will. Volltanken ist in einer Minute erle­digt (außer bei meinem Diplomat). Ich muss nicht erst nach einer freien Ladesäule suchen und mir dann für eine halbe Stunde die Beine vertreten. Schon 1897 sah der Präsident des Mitteleuropäischen Motorwagenvereins, Adolf Klose, Elektroautos für die Stadt als perfekt an, während das „weite Land von Ölmotorfahrzeugen durcheilt“ werden solle. 1914 wollte Henry Ford den Bau von Elektroautos in die Wege leiten, weil sein Freund Thomas A. Edison ihn von deren Vorteilen (kein Wasserkreislauf, kein gefährliches Benzin, kein Lärm) überzeugt hatte. Ford scheiterte an einem be­kannten Problem: zu geringe Reichweite bei zu schweren Speicherbatterien. Schon 1888 baute der Coburger Andreas Flocken das erste deutsche Elektroauto, 1899 folgte der Lohner Porsche und kurz danach Porsches erstes Hybridfahrzeug mit Daimler-Verbrennungsmotoren. 1900 fuhr in New York sogar jeder Zweite mit Strom. Von 1896 bis 1939 existierten weltweit über 500 Hersteller von Stromern. Ab den 20er Jahren fuhren dann nur noch Großfahrzeuge bis hin zu Loks elektrisch. Die aktuelle Entwicklung ist also keine neue. Den Herstellern sind bisher also keine wirklich neuen Konzepte in den Sinn gekommen. Selbst wenn das der Fall wäre, brauchen wir uns um die Entwicklung der Oldtimerszene und unseres Clubs keine Sorgen machen. Dennoch lehnen wir uns nicht entspannt zurück, wie manche Betonköpfe in anderen Vereinen. Wir gehen mit der Zeit und passen uns an. Die Mitglieder werden es zunächst an unserer Homepage bemerken. Die funktioniert übrigens auch elektrisch.

Gute Fahrt!

Ihr und Euer

Lothar Rindt *3316

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