… ist aber nicht so schlimm, das kommt ja nicht mal am Boden an. So oder so ähnlich haben sicher schon viele von uns einmal gedacht.
Trotzdem, so eine Leckage kann neben den unbestreitbaren Folgen für die Umwelt auch weitere Probleme mit sich bringen.
Daher möchte ich hier so einen Fall, der unsere jüngeren Motore betrifft, etwas näher erläutern. Dort ist im Speziellen der Öldruck-Schalter betroffen. Gefährdet sind fast alle Modelle mit einer elektronischen Motorsteuerung und ein oder zwei Lambdasonden. Es beginnt mit dem Ascona C mit drei Wege KAT und selbst im Corsa D und vielen anderen neueren Modellen besteht dieses Problem noch.
Doch was passiert da im Einzelnen…
Die erwähnten Öldruck-Schalter können im Inneren undicht werden. Das Öl tritt also nicht an der Verschraubung aus, sondern am elektrischen Anschluss. Was für sich genommen erstmal nur ärgerlich ist, aber noch kein Problem darstellt. Doch leider ‚wandert‘ das Öl mit Hilfe der Kapilarwirkung durch das Kabel bis in das Motorsteuergerät und von dort aus zum tiefsten Punkt, der Lambdasonde. Weder Steuergerät noch Lambdasonde finden das Öl besonders witzig und so kommt es zu Störung im Motorbetrieb bis hin zum Defekt des Motorsteuergerätes und der Lambdasonde.
Dies äußert sich zunächst im Aufleuchten der MIL/MKL (Motorstörungskontrollampe im Armaturenbrett), wenn das Motorsteuergerät einen abgasrelevanten Fehler entdeckt. Natürlich werden diese Fehler auch im Fehlerspeicher abgelegt und können bei den ‚älteren‘ Steuergeräten, wie beim C20NE im Omega A/Kadett E/Ascona C, ‚ausgeblinkt‘ werden. Die neueren Motroniken erfordern einen entsprechenden Tester (z.B. einen Tech 2 von Opel) zum Auslesen der Fehler.
Während eine Lambasonde noch relativ leicht und schnell gewechselt ist, gestaltet sich das beim Motosteuergerät schon erheblich aufwendiger. Insbesondere bei den Modellen mit einer Wegfahrsperre. Da kann man nicht so einfach ein Steuergerät vom Verwerter holen und einbauen. Zunächst muss das alte Steuergerät ‚entheiratet‘ werden und das neue, hoffentlich ebenfalls entheiratete Steuergerät, dann wieder mit dem Tester verheiratet werden. Dazu wird der Fahrzeug Security Code benötigt. Daher ist es wichtig beim Kauf eines Youngtimers darauf zu achten, dass die Security Card vorhanden ist. Sonst kann man im Fall der Fälle gleich mal ca. 50 Euronen zum freundlichen Opelhändler tragen.
Desweiteren ist dann der gesamte Motorkabelbaum zu tauschen, weil die Kabel voll Öl sind, welches natürlich nachläuft und wieder die Neuteile zerstören kann.
Eine ziemlich aufwendige Reparatur kann also drohen, obwohl man noch keinen Fleck unterm Auto hat.
Dieses Problem betrifft im Übrigen nicht nur Opel, sondern auch die sogenannten Premiumhersteller. Bei Mercedes sind beispielsweise die Nockenwellenversteller ein solches Ärgernis.
Mercedes bietet mittlerweile für einiges Geld einen Adapter an, der das Eindringen von Öl in den Kabelbaum wirksam verhindert.
Jedoch kann die Lösung der Wahl viel einfacher und auch preiswerter sein. Wichtig ist die Unterbrechung der Kapilarwirkung in der Kupferlitze. Dazu schneidet man das eine Kabel vom Öldruckschalter einfach durch. Dann schiebt man etwas Schrumpfschlauch über das Kabel und verzinnt beide Kabelenden mit reichlich Lötzinn. Danach werden beide Enden wieder zusammengelötet und mit dem Schrumpfschlauch überzogen. Durch das Lötzinn wird die Kapilarwirkung wirksam unterbrochen und sowohl der Kabelbaum als auch die Steuergeräte sind geschützt, selbst wenn der Öldruckschalter inkontinent werden sollte. Der schon erwähnte Adapter von Mercedes macht im Prinzip nichts anderes.
Eine Reparatur also, die eine echte Präventivmaßnahme ist und ruhig bei jedem gefährdeten Motortyp durchgeführt werden sollte, zumal sie fast nichts kostet…
Rolf Neumann (*3991)
P.S. Die Bilder stammen von meinem fast fabrikneuen Corsa D