Bit um Bit zum Erfolg

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Nein, es ist nicht das Bitburger Bier gemeint und auch nicht der heimische PC. Trotzdem hat dieser Artikel etwas mit EDV zu tun, nämlich mit den Steuergeräten im Auto.

Opel hat schon relativ früh Ende der 80er eine Diagnose-Schnittstelle in den Fahrzeugen verbaut. Zunächst noch mit einem eigenen Stecker, der dann in den 90ern in der laufenden Serie durch den heute üblichen OBDII Stecker getauscht wurde. Konnte man beispielsweise den guten C20NE Motor noch über Blinkcodes nach seinen Fehlern befragen, so ist dies bei den Fahrzeugen der 90er Jahre und neuer nicht mehr möglich und auch nicht sinnvoll. Dies ist nicht zuletzt der Inflation von Steuergeräten in den Autos geschuldet, die vernetzt immer mehr Parameter verarbeiten können und müssen. So wurde beispielsweise plötzlich die gute alte Tachowelle überflüssig, weil der ABS-Block mit dem Instrument spricht und dem Tacho mitteilt, wie schnell wir fahren. Parallel weiß dadurch das Radio, um wie viel es lauter werden muss. Und der Lenkwinkelsensor des CIM (Lenksäule) sagt dem Kurvenlicht, wo wir hinfahren. Es gibt noch viele solche Beispiele, an die man in erster Näherung gar nicht denken würde. Möglich macht dies eine Art Netzwerkkabel, wie beim heimischen PC, der CAN-Bus. Wobei es im KFZ mehrere Arten von CAN-Bussen gibt: High-Speed, Low-Speed, Single-Wire u.s.w.

Nun ja, was fangen wir mit diesem theoretischen Wissen an? Zunächst wissen wir, dass die neueren Fahrzeuge ab Ende der 80er Jahre immer mehr Steuergeräte haben, die die eine oder andere Funktion steuern. Diese Steuergeräte haben jeweils einen eigenen Fehlerspeicher, den man auslesen kann. Die eingetragenen Fehlercodes sind nicht nur sehr hilfreich bei der Fehlersuche, nein, ohne die Infos ist eine sinnvolle Reparatur gar nicht mehr möglich. Zumindest, wenn man nicht gleich den kompletten Motor tauschen will. Aber selbst dies vereitelt die Elektronik mit der Wegfahrsperre.

Jedem Fehler ist ein bestimmter Fehlercode zugeordnet. Gute Tester weisen diesen Fehlercode gleich einer Fehlerkurzbeschreibung zu und einige Tester greifen gleich auf eine Datenbank mit möglichen Fehlern zu. Hat man nur den Fehlercode, hilft ein Blick in Wikipedia, wo alle Codes aufgezeigt werden. Tatsächlich sind diese Codes zu einem ganz großen Teil bei fast allen Herstellern genormt. Zumindest bei den Autowagen ab den 00er Baujahren. Trotzdem ergibt die Benutzung eines spezifischen Opel Testers Sinn, um auch die herstellerspezifischen Fehlercodes zu erfassen.

Man sollte sich jedoch davor hüten, stumpf Sensoren zu tauschen, die der Fehlerspeicher anzeigt. So hat meine kleine Diva, ein Corsa B mit dem X12XE Motor, des Öfteren einen Lambdasondenfehler angezeigt. Letztendlich war es ein Luftmassenmesser, der mit seinen Werten aus dem gültigen Fenster rauslief. Also Gehirn einschalten und nicht einfach Teile tauschen. Auf dem Rückweg von der letzten Vorstandssitzung hatte ich ab Höhe Kassel immer wieder harte Zündaussetzer mit dem X12XE. Ganz klar das Zündmodul! Ein Klassiker bei der Motorenreihe, so zumindest meine Diagnose während der Rückfahrt mit 80 km/h. Das Lesegerät zeigte jedoch ein unplausibles Drehzahlsignal an. Somit kamen nur noch Nocken- und Kurbelwellensensor in Frage. Kurz: Es war der Kurbelwellensensor, der bei Temperatur aussetzte.

Die reine Fehlersuche ist bei einem Tester der eine Punkt, ein weiter wichtiger Punkt ist das Tauschen kompletter Steuergeräte. Eigentlich einfach, sollte man denken. Dank Wegfahrsperre ist es dies aber nicht. Somit muss das auszutauschende Steuergerät entheiratet und das neue wieder verheiratet werden. Des Weiteren lassen sich mit dem richtigen Tester Komfortfunktionen umkonfigurieren. So ist es beispielsweise möglich, einen Tempomat nachzurüsten. Damit wir uns nicht falsch verstehen, es ist besser, solche Features ab Werk zu bestellen, damit Opel daran verdienen kann. Jedoch gibt es auf dem Second-Hand-Markt interessante Fahrzeuge, denen das eine oder andere Feature fehlt. Dabei sei ein wichtiger Hinweis gegeben: Um diese Funktionen zu nutzen, wird teilweise der Security-Code vom Fahrzeug benötigt, der im CAR-Pass steht. Hat man diesen nicht, ist es möglich, diesen beim freundlichen Opel-Händler gegen Vorlage des Fahrzeugscheins und Einwurf kleiner Euroscheine zu ordern. Dann ist das Auto konfigurier-technisch offen.

Es ist also eminent wichtig, ein gutes Lesegerät zu haben. Für diejenigen unter uns, die sich hier noch nicht auskennen, möchte ich mit diesem Artikel ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Es gibt fünf Kategorien von Diagnosegeräten. Aber nicht alle sind zielführend.

  1. Bluetooth OBDII Scanner mit Software für das Smartphone
  2. Herstellerunabhängige Hardwarelösungen z. B. iCarsoft
  3. Der originale Tech1/2 Tester
  4. Softwarelösungen mit USB-Dongle für den Windows PC
  5. Werkstattlösungen von Hella/Gutmann oder Bosch für Werkstätten

Kurzum, Punkt 1 und Punkt 5 fällt für die meisten von uns weg. Die Bluetooth OBDII Scanner sind in der Regel nur in der Lage den Fehlerspeicher vom Motorsteuergerät auszulesen. Ein Fehler im ABS-Block wird somit schon nicht mehr erkannt. Die vermeintlich günstigen Scanner sind somit wirklich nur billig und für eine umfassende Fehlersuche nicht zu gebrauchen. Die Profilösungen von Hella/Gutmann und Bosch hingegen sind sehr teuer und erfordern einen Updateservice, was die Sache nicht wirklich günstiger macht. Allerdings können dann nahezu alle Steuergeräte ausgelesen werden. Je nach Vertrag ist es teils auch möglich, mit diesen Geräten Steuergeräte zu tauschen. Änderungen von Features sind indes natürlich nicht möglich.

Herstellerunabhängige Hardwarelösungen sind für den ‚normalen‘ Schrauber-Gebrauch eine günstige Lösung. Ich nutze ein iCarsoft, um den Benz meines Vaters auslesen und rücksetzen zu können. Die Geräte, zumindest iCarsoft, sind updatefähig mit Hilfe eines internetfähigen PCs. Jedoch ist der Funktionsumfang auch hier eingeschränkt und liegt unter dem der Profitester von Hella/Gutmann und Bosch. Beim Benz kann ich scheinbar auch nicht alle Steuergeräte auslesen, geschweige denn ent- und verheiraten.

Die in Punkt 3 erwähnten Tech1 oder Tech2 Tester sind die von den Opel Werkstätten benutzten originalen Tester für Fahrzeuge bis zur Corsa D/Astra H Baureihe. Natürlich kann mit dem Tech2 alles gemacht werden, allerdings wird für die erweiterten Funktionen ein TIS Zugang benötigt, welchen natürlich nur Opel-Werkstätten bekommen. Als Privatpersonen können wir lediglich einen Teil der Funktionen nutzen. Hinzu kommt, dass die Bedienung auf dem recht kleinen Display relativ kryptisch ist. Leider ist auch der Tech2 in die Jahre gekommen und erfordert zur Kommunikation mit dem lokalen TIS-Rechner eine alte RS232 Schnittstelle sowie ein Betriebssystem vor Windows 98. Trotzdem ist das Tech2 eine Überlegung wert, falls der Nutzer die Voraussetzungen erfüllen kann. Den Tech2 gibt es mittlerweile im Internet als Klone.

Sehr viel besser und auch deutlich einfacher zu bedienen sind die Software-Tester. Es handelt sich hierbei um Softwarepakete, die speziell an Opel angepasst wurden. Diese stammen zwar teils aus dem osteuropäischen Raum, aber dies tut der Sache aber keinen Abbruch. Benötigt wird ein handelsübliches Notebook (ich nutze noch Windows 10). Im Lieferumfang gibt es ein USB Dongle und eine CD/USB-Stick oder ein Download-Link.

Hier haben sich zwei Pakete als besonders gut geeignet gezeigt:

1.) OP-COM. Das OP-COM ist eine ungarische Entwicklung. Leider wird dieses Paket derzeit nicht weiterentwickelt, da der Entwickler verstorben ist. Es wird aber noch verkauft, und wenn man nicht gerade an die neueren Fahrzeuge ran will, ist dies kein Nachteil. Das OP-COM kann Fahrzeuge von 1987 bis 2017 (Corsa E, Astra J und Insignia A) bearbeiten. Die Bedienung ist recht einfach und der Funktionsumfang sehr gut. Neben dem Auslesen und Löschen der einzelnen Fehlerspeicher kann man mit dem OP-COM auch den Service zurücksetzen, Steuergeräte ent- und verheiraten, sowie das Freischalten von Funktionen erledigen. Außerdem können Stellgliedtests durchgeführt und die Werte der Sensoren grafisch darstellt werden. Alles in allem stellt das OP-COM den vollständigen Funktionsumfang zur Verfügung, der zur Diagnose und Beseitigung eines Fehlers benötigt wird. Mittlerweile gibt es auch Klone vom OP-COM aus Bulgarien und China. Vom Letzteren kann ich abraten.

2.) AutoScanner CAN Opel. Dieser Tester wird aktuell weiterentwickelt und kann sogar den Corsa F-e auslesen. Das Zeitfenster reicht also von 1987 bis 2021.

Dafür ist der Funktionsumfang etwas geringer und die Bedienung etwas gewöhnungsbedürftiger. So ist die Auswahl der Stellglieder und Sensoren etwas geringer. Ob dies bei der normalen Diagnose ins Gewicht fällt, sehe ich eher nicht. Allerdings kann der AutoScanner CAN Opel, zumindest in meiner Version, keine Steuergeräte ent- und verheiraten. Dies wird immer dann benötigt, wenn eines der Steuergeräte defekt ist.

Optional ist für beide Tester ein Adapter für den alten Stecker vor 1996 lieferbar. Das Auslesen eines Omega A mit dem C20NE oder eines Corsa B bis 1995 stellt also kein Problem dar.

Ich selbst nutze beide Softwaren auf meinem PC und bin sehr zufrieden damit. Eine direkte Empfehlung für den einen oder anderen Tester kann ich nicht abgeben, dies hängt vom Einsatzgebiet ab. Diese beiden Tester haben dabei das beste Preis-Leistungs-Verhältnis aller Tester.

Um sich ein Bild von den beiden Testern zu machen, habe ich eine Screenshot-Serie angefügt, die natürlich lange nicht vollständig ist.

Eines haben jedoch alle Tester gemein. Hat der Alt-Opel aus den 90er und 00er einen Schluckauf, so ist ein Tester von Nöten, wenn der fehlergebeutelte Nutzer nicht ständig zum FOH fahren kann oder will. Ich möchte jedoch auch nicht verschweigen, dass ein Grundwissen über die Technik vorhanden sein sollte. Davon gehe ich bei uns in der Alt-Opel IG mal aus.

Zusammenfassend sei bemerkt, dass mindestens einer der Tester in die Werkstatt eines Alt-Opel Schraubers gehört, zumal deren Bedienung wirklich kein Hexenwerk darstellt. Also nur keine Scheu.

Rolf Neumann *3991

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