Etwas Geliehenes , etwas Blaues….
…das war unser persönliches Motto beim diesjährigen Alt-Opel Treffen der Typengruppe 1,2 Liter, 1,8 Liter und P4. Frank Wöhner und Norbert Büchner hatten Ende Juni in den Süden Thüringens eingeladen und das Kreisstädtchen Meiningen bot nicht nur eine historische Altstadt, sondern auch ein Schloss, Parkanlagen und ein charmantes Theater. Unser Oldtimerkollege aus Ennepetal, Männe Kliem, fährt eine rote 1,2 Ltr. Cabrio-Limousine. Da der Trend ja zum Zweit-, beziehungsweise zum Dritt-Oldtimer geht, hat er sich noch eine 1,2 Ltr. Limousine aufgebaut, in blau, liebevoll „der Blaue Klaus“ genannt. Weil unser Auto noch nicht fertig ist, hatten Männe und Ulrike uns den Oldi kurzerhand leihweise angeboten und die Aussicht, selbst zu fahren war so verlockend, das wir postwendend zusagten. Alles andere war schnell besprochen, den Sonntag vor dem Treffen haben wir „Klaus“ abgeholt und er ging auf seine erste Reise mit zu uns nach Hause, da wir in der Nacht auf Donnerstag zum Treffen aufbrechen wollten. Gesagt, getan. An Morgen sind wir mit dem gesamten Gespann am gebuchten Hotel wohlbehalten angekommen .Für die Oldtimer war Platz in der hauseigenen Tiefgarage, der Rest konnte auf einem großen Parkplatz hinterm Haus abgestellt werden. Beim Abladen stellte sich heraus, dass wir bei weitem nicht die Ersten waren, denn es standen schon etliche Schätzchen fein säuberlich aufgereiht in besagter Garage. Am Auto konnte mein Mann bereits erkennen, wer eher angereist war. Im Laufe der nächsten Tage entwickelte sich dieser Platz als beliebter Männer-Treffpunkt. Allerdings nicht nur für Benzingespräche, denn dort war es bei den hochsommerlichen Temperaturen, die uns Petrus an diesem Wochenende reichlich bescherte, angenehm kühl. J Den Anreisetag hatten wir bis zum Abend zur freien Verfügung und demzufolge Zeit für den ersten Streifzug durch Meiningen. Bewaffnet mit einem Stadtplan und der Kamera entdeckten wir einige Sehenswürdigkeiten wie das Schloß Elisabethenburg aus dem 16ten Jahrhundert, den Englischen Garten mit dem Theater, die Stadtkirche „Unserer lieben Frauen“ und auf der Außenterrasse eines Eiskaffees etliche Opelaner. Schnell waren noch ein paar Stühle beschafft und im Laufe der Zeit wurde die Runde immer größer und größer, da von diesem strategisch fabelhaften Platz keiner aus der Oldtimer-Clique in der Fußgängerzone übersehen werden konnte. Gut gekühltes Weizen und Eisvarationen fanden bei der Hitze großen Anklang und ruck zuck war es an der Zeit, sich für das Abendessen zu richten. Dies fand im Erdgeschoß des Hotels bei einem Griechen statt und dort trafen wir auf die restlichen Opelfreunde. Der Gesprächsstoff schien unerschöpflich, doch in an Betracht auf die Ausfahrt am Freitag endete der kurzweiliger Abend gegen Mitternacht. Am nächsten Morgen starteten ca.28 Fahrzeuge Richtung Marktplatz, wo uns der Bürgermeister von Meiningen, Herr Giesder, mit guten Wünschen von Stadt und Rat begrüßte. Die größte Herausforderung für die Oldtimer erwartete uns auf der ersten Ausfahrt nach Suhl. 16% Steigung sind für die alten Fahrzeuge kein Pappenstiel und in Kombination mit hochsommerlichen Temperaturen von 30 Grad brauchten sie erst mal eine Pause. Kurzer Check , alles ok, und weiter zum Fahrzeugmuseum, wo ca.220 Exponate bewundert werden konnten: Automobile, Rennwagen, Fahrräder, Mopeds und die bekannten Simson-Motorräder. 30 km weiter durch das Werratal, eine malerische Landschaft mit bewaldeten Hügeln und landwirtschaftlich genutzten Tälern, erreichten wir die Fachwerkstadt Schmalkalden. Auf dieser Etappe spielte der „Blaue Klaus“ seinen ersten Streich mit uns. Plötzlich füllte er das Fahrerhaus mit einer Nebelwolke und Ölgeruch. Gott sei Dank fuhren wir mit offenen Seitenfenstern, daher war der Spuk schnell vorbei, jedoch augenblicklich fing das Rätselraten an: Was war das? Wiederholt es sich? Und das mit einem geliehenen Auto! Mein Mann wurde langsam unruhig … Auf dem Parkplatz der Viba-Nougat Welt berichtete er Männe von diesem Vorfall, doch dieser sah es sehr gelassen: „Der Wagen hat noch nicht viele Kilometer gefahren und Kinderkrankheiten sind normal. Alles gut!“ Gemäß dieser Aussage konnten wir das vorbestellte Mittagessen unbeschwert genießen. Anschließend bestand für Interessierte die Möglichkeit, das 1893 gegründete Unternehmen zu besichtigen. Die Produktion hinter Glas gewährte detailreiche Einblicke in die liebevolle Herstellung der Schokoladenartikel. Für die Schleckermäulchen war der Schokobrunnen die Krönung und im Shop gab es ansprechend verpackte Präsente für jeden Geschmack und Anlass. Das absolute Highlight erwartete uns erst am Abend nach dem Essen im Theaterrestaurant. Die Premiere von „Gräfin Mariza“ lockte sogar nicht so kulturell Bewanderte in die fast ausverkaufte Vorstellung. Obendrein war es eine Augenweide, den 2011 umfangreich sanierten klassizistischen Theaterbau zu bewundern. Absolut beeindruckend die Deckenkuppel mit ihrer Beleuchtung. Im Zuschauerraum waren die Wände mit seidenen Stoffen bezogen und die Brüstungen mit dezentem Goldschmuck verziert. Dieses edle Ambiente spiegelten auch zahlreiche Premierengäste wieder. Das war schon ein Erlebnis…. Die Samstags-Ausfahrt ging erst mal in die Natur auf den 750 m hohen Meininger Hausberg „Hohe-Geba“. Wanderhütte und Gaststätte laden zum Verweilen ein und vom Gipfelplateau hat man bei klarem Wetter einen wunderbaren Rundblick auf die bayrische, thüringische und hessische Rhön. Im Wintergarten der „Träbsener Bauernstube“, ein paar Kilometer weiter, gab es ein gut bürgerliches Mittagessen und die Panoramascheiben boten eine herrliche Sicht auf das Meininger Land. Die letzte Etappe führte uns zurück in die Kreisstadt und der „Blaue Klaus“ forderte erneut gesteigerte Aufmerksamkeit. Der Scheibenwischer sprang an und war nicht mehr abzustellen. Wiederholtes aus- und anschalten wurde ignoriert und er wischt auf trockener Scheibe weiter und weiter. Auf der ausgebauten Umgehungsstraße gab es im Moment keine Möglichkeit anzuhalten, daher: Handy raus und den vorrausfahrenden Eigentümer informieren. Mittlerweile war der Scheibenwischermotor heiß gelaufen und mein Mann besorgte im Geiste schon das Ersatzteil. Endlich, Männe hatte einen kleine Einbuchtung gefunden und wartete auf uns. Die Männer sahen als einzige Möglichkeit, die Sicherung zu entfernen, was auch fix erledigt war. Puh….das kostet Nerven… Das barocke Schloß Elisabethenburg erreichten wir ohne weitere Zwischenfälle. Wir durften mit den Oldtimern sogar in den Innenhof fahren und alle Fahrzeuge fanden um das mit bunten Blumen liebevoll bepflanzte Rundell einen Parkplatz. Ein herrlicher Anblick in historischer Kulisse. Weiterhin bot das Turmcafé im Hessensaal einen exclusiven Blick über die Stadt, neben Kaffeespezialitäten und Kuchen versteht sich. J Die Pause im Hotel, die bis zum Abendessen veranschlagt war, wurde für den Teilemarkt genutzt. Das ist so was wie „Schlußverkauf“ für Männer. Keiner will im Vorfeld etwas kaufen, doch dann tragen die Meisten ihre neuen Schätze stolz ins Auto. Man könnte es ja gebrauchen….falls was kaputt geht…. Die Clubkollegen, die am Sonntag frühzeitig abreisen wollten, luden ihre Oldies schon auf die Hänger. Doch vorher war im „Henneberger Haus“ die Abschlussveranstaltung dieses Treffens. Sogar ein heftiges Gewitter konnte den Typenreferenten Hans Silbernagel nicht aus der Ruhe bringen. Er bedankte sich bei den Ausrichtern für ein gelungenes und bis dahin trockenes Oldtimertreffen mit einem kleinen Präsent. „Nach dem Treffen ist vor dem Treffen.“ In diesem Sinne wurden Herbert und Renate Geßner aus Meisen besonders angesprochen, da sie die nächsten Ausrichter sind. Am 3. Juniwochenende 2017 sehen wir uns hoffentlich alle gesund wieder. Wir haben uns, nach üblicher Arbeitsteilung: Mann – Auto aufladen, Frau – Köfferchen packen, Sonntag nach dem Frühstück von vielen lieben Freunden und Bekannten verabschiedet. Den „Blaue Klaus“ haben wir direkt auf den Heimweg bei Kliem`s abgeliefert, wir kamen quasi fast dort vorbei. Natürlich nicht, ohne eine kleine Überraschung für sie ins Auto gelegt zu haben, als Dank für das Vertrauen. Es war für uns ein ganz besonderes Erlebnis, die Touren selbst zu fahren. Und Gerd Werbeck, unser Freund, der uns die ganzen Jahre immer mitgenommen hatte, meinte, er hätte mit seinen langen Beinen endlich wieder richtig sitzen können, da er, ohne Passagiere auf der Rückbank, den Sitz wieder nach hinten zurückgebaut habe.
Ulrike und Andreas Robert *3031