Bericht vom 4. Alt Opel Treffen in Nastätten – Typgruppe Rekord E und Commodore C

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Freitag den 20. bis Sonntag den 22. Mai 2016

In einigen Fällen waren die Motoren von der langen Reise nach Bad Waldsee kaum kalt, da ging es schon wieder los – nach Nastätten zum vierten Typengruppentreffen Rekord E /Commodore C. Nachdem Norbert Büchner die Typengruppe im Jahr 2013 wieder reaktiviert hatte, wurde aus jedem Treffen ein neues Highlight. Selbst für Deutschlandkenner musste Nastätten, so irgendwo auf der Grenze zwischen Westerwald und Taunus, erst mal gesucht werden. Die Anfahrt dorthin war schon ein Genuss. Die „Veranstaltungsleitung“ hatte sich der Expertise von Klaus Zöller bedient, der die Gegend, wie seine Westentasche kennt. Nach dem Einchecken im familiengeführten Hotel Strobel ging’s auf engen Höhenstrassen zum ersten Besichtigungspunkt, dem Limes-Kastell Pohl. Das Kleinkastell wurde auf Basis genauester archäologischer Erkenntnisse naturgetreu nachgebaut und ausgestattet. Dank der hervorragenden Führung durch Herrn Arno Pünger wurden wir insgesamt zweitausend Jahre zurückversetzt und staunten, was die Römer kultur-zivilisatorisch gegenüber den nördlich vom Limes weilenden „Barbaren“ so „ drauf“ hatten. Die Kolonne der Rekords und Commodores war durch je eine „Fehlfarbe“ vorn und hinten gekennzeichnet. Klaus fuhr mit seinem phantastisch restauriertem Kadett (viertürig!!) von 1939 mit 23 PS vorweg und Siegfried Kraus mit einem ebenso erstklassig restauriertem Cadillac Serie 62 von Anfang der 50er Jahre mit über 210 PS bildete den Schluss auf dieser ersten Ausfahrt, die uns die alte römische Fernstraßen mit super Aussichten in den Westerwald und Taunus passieren ließ. Der erste Tag wurde mit einem Abendessen und den üblichen Benzingesprächen abgeschlossen. Pünktlich um 9:45 Uhr ging es am nächsten Morgen bei „Kaiserwetter“ über wirklich kleine Sträßchen ins nahe Holzhausen zum Nicolaus-August-Otto Museum. Dank einer authentischen Führung nahmen wir am Geburtsort des Erfinders des Viertakt-Otto-Motors die Mühsal und das zähe Beharrungsvermögen von Nicolaus August Otto und Eugen Langen, seinem Kompagnon, auf. Vom ersten atmosphärischen Gasmotor bis zum robusten Motor für Deutz Ackerschlepper der vierziger Jahre war an dieser Gedenkstätte an alles gedacht. Holzhausen – die Geburtsstätte eines Mannes, dessen Erfindung die Welt zunächst nicht bewegte , die aber heute hunderte Millionen von Autos bewegt. Der kleine Kadett von Klaus führte die Kolonne flott über 43 km kurvige Straßen am Kloster Arnstein und an der idyllischen Ems vorbei nach Bad Ems direkt zum Kurhaus. Ich fragte mich die ganze Zeit, wer wohl mit seinen Bremsen bei den vielen Talfahrten mehr zu tun hatte: Klaus mit dem leichten Kadett (745 kg) oder Siegfried mit dem schweren Cadillac und Automatik (2400 kg)? Da Klaus die Pilotfunktion hatte, folgten wir ihm sklavisch in Bad Ems an den Durchfahrts-Verbotsschildern vorbei bis in ein exklusiv nur für uns reserviertes Areal unmittelbar vor dem ehrwürdigen Kurhaus. Empfangen wurden wir von „hoch-herrschaftlich“ kostümierten Damen und Herrn der frühen Kaiserzeit. Würdevoll und humorvoll zugleich vorgetragene Erklärungen, Regelungen und Nachrichten der Zeit von vor über 150 Jahren ließen uns das Umfeld der Zeit begreifen, in der Bismarck eine Depesche veranlasste, die den Krieg 1870/71 auslöste und Nicolaus August Otto seinen Viertakt-Motor konstruierte, an dessen Verwendung als Antrieb von Autos der spätere Kaiser Wilhelm II nicht so recht glauben wollte. Nach einem Mittagessen auf den schattigen Terrassen des Kurhauses war orthodoxe Kirche Ziel eines „Verdauungsspazierganges“. Diese Kirche war ein „Geschenk“ der Zarenfamilie, die auch in Bad Ems kurte. Unsere Autos standen derweil dem Publikum in kompakter Aufstellung vor dem Kurhaus zum Anschauen und Fotografieren zur Verfügung. Während der kleine Kadett und der Cadillac als Eyecatcher fungierten fanden die schon in Vergessenheit geratenen Rekord’s und Commodores große Aufmerksamkeit beim Publikum . Es dauert sicher nicht mehr lange, dann wollen Bräute auch mit einem geschmückten Fahrzeug unserer Typengruppe zum Standesamt oder zur Kirche gefahren werden. Von Bad Ems ging es an den Rhein über die uferseitig am „Weltkulturerbe Mittleres Rheintal“ geführte B9 zur Loreley. Bevor wir den Ort erreichten, an dem die Loreley in verführerischer Manier ihr blondes Haar kämmte und sich dabei auf einem Felsenvorsprung räkelte, mussten wir noch einmal kurz 150 m Höhenunterschied bewältigen. Toll, wie der kleine Kadett das in flotter Weise schaffte. Den fahrerischen Abschluss dieses Tages bildete die 12 km lange Heimfahrt nach Nastätten, wiederum über Straßen ohne Mittelstreifen aber dafür mit Kurven und Fernblick pur. Das von den Organisatoren bestellte Kaiserwetter bescherte uns einen wundervollen Grillabend in einer eigens dazu vorgesehenen Hütte. Martin Sielmann, der nicht direkt an dem Treffen teilnehmen konnte, ließ es sich nicht nehmen am Abend mit seiner Frau noch dazu zukommen. Dies zeigt, wie viel Zusammenhalt inzwischen in der Typengruppe herrscht; dies ist eindeutig das Verdienst von Norbert, der mit seiner ruhigen, gelassenen und nachhaltigen Arbeit , wie Wenige das Symbol „Opel – der Zuverlässige“ repräsentiert. Am Sonntag-Vormittag machten wir uns mit dem Wissen um das nächste Typengruppentreffen auf den Weg nach Haus. Michael Schmidt aus Waigolshausen bei Schweinfurt wird das nächste Treffen organisieren. Wir freuen uns alle darauf und sagen Norbert und Klaus herzlichen Dank für die eindrucksvollen Tage, die wir mit unseren Beifahrern/innen erleben konnten.

Text: Ingo Meyer *3872
Fotos: Bernd Schuchhardt *3596

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