Vom Drahtesel zum Schienenschwein

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Ein Bericht von der Alt-Opel-Frühjahrsausfahrt 2019

Der Mai des Jahres 2019 wird als kältester und nassester Frühlingsmonat in die Geschichte eingehen. Umso schöner war es, dass am 26. Mai perfektes Ausfahrtswetter herrschte! Organisator Franz Schwehla lud ins nördliche Weinviertel.

Der für uns reservierte Hauptplatz von Retz bot eine hervorragende Kulisse für unsere Opel-Klassiker. Die im Jahr 1300 gegründete Stadt nahe der Grenze zu Tschechien hat schon viel erlebt, wie den Raubzug der Hussiten 1425. Durch die Religionsfanatiker wurde fast die gesamte Bevölkerung ausgelöscht. Die Gebäude der wieder aufgebauten Stadt stehen heute noch und geben ihr das unverkennbare, mittelalterliche Flair. 

Die Zeit drängte mittlerweile und so folgten wir unserem Franz durch das alte Znaimer Tor in Richtung der Feste Kaja. Die ehemalige Grenzburg gegen die nördlichen Nachbarn wurde bereits im 11. Jahrhundert erbaut. Erstbesitzer waren die Kuenringer, dann die Habsburger. Die Hussiteneinfälle im 15. und der 30-jährige Krieg im 17. Jahrhundert haben auch die Burg nicht verschont und schwere Zerstörungen hinterlassen. Danach verfiel die Burg.

Um 1800 erfolgten erste Restaurierungen durch die Fürsten von Auersperg, aktuell betreut ein Erhaltungsverein die Burgruine. Die interessante Führung durch die Anlage brachte erstaunliche Einblicke ins damalige Burgleben.

Begleitet wurden wir während der gesamten Ausfahrt von meinen Söhnen Philipp und Paul, die fleißig Material für unser Clubvideo sammelten! Philipp hat sein Medienmanagementstudium abgeschlossen und produziert für verschiedene Branchen erfolgreich Kurzfilme und Imagevideos – jetzt auch für die AOFVA!

Weiter ging die Fahrt über verlassene Nebenstraßen – im Waldviertel gar nicht so selten – nach Hardegg, mit nicht einmal 100 Einwohnern die kleinste Stadt Österreichs! Im Gasthof Hammerschmiede war für uns reserviert und so genossen wir unter den alten Linden und Nussbäumen unweit der Burg Waldviertler Spezialitäten. Entlang der Nordgrenze unseres Landes bewegte sich unser Konvoi durch Langau (riesiger Badesee eines alten Bergwerks) und Geras (Stift und Naturpark) nach Sigmundsherberg. Von den drei Museen vor Ort wählte unser Fahrtleiter Franz das Eisenbahnmuseum aus. Im Zuge einer interessanten Führung bekamen wir Einblicke in die wechselvolle Historie des Standortes. In den Ausstellungsräumen werden mehr als 1000 Exponate gezeigt, die Geschichte reicht von den k.&k. Staatsbahnen bis zum Staatsvertrag 1955. Im historischen Rundschuppen stehen Lokomotiven, Waggons und Werbeschilder und die Drehscheibe am Freigelände aus dem Jahr 1912 funktioniert immer noch, davon durften wir uns überzeugen! Und das „Schienenschwein“? So nannte man den Triebwagen, der auf der Waldviertel-Strecke im Personenverkehr eingesetzt wurde.

Diesen herrlichen, abwechslungsreichen und sehr informativen Ausfahrtstag ließen wir gemütlich am Gelände des alten Bahnhofs Sigmundsherberg bei Imbiss und Getränken ausklingen.

Ein großes „Danke schön!“ an unseren Organisator und Ausfahrtsleiter Franz Schwehla, der es wieder verstanden hat, eine tolle Strecke mit bestem Wetter, schmackhafter Kulinarik  und viel interessanter Geschichte zu einem unvergesslichen Ausfahrtstag zu kombinieren!

Gerhard Stambera  *2051           
Vorstand AOFVA

Text: Gerhard Stambera

Fotos: Karl Manschein u. Gerhard Stambera

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