„Guck mal Papa, so viele alte Autos, sind das auch Opel? Und warum riechen die so?“
Kindermund ist Gold wert und mit einem Lächeln und Winken durch die geöffneten Seitenscheiben, bedankten wir uns für das Durchlassen unserer Oldtimer auf den Parkplatz des örtlichen Opel-Händlers.
Nach über einem Jahr, ohne den monatlichen Stammtisch und ohne Oldtimertreffen, trafen wir uns zu unserer ersten Ausfahrt 2021. Da wir uns lange nicht gesehen hatten, gab es diesmal erstmal eine längere Begrüßung. Viele Mitglieder waren gekommen, um ihre Oldies endlich mal wieder zu bewegen.
Einmal durch die Kreisstadt Husum (nicht ganz einfach eine Kolonne zusammenzuhalten) und dann raus auf‘ s Land, um auf etwas abgelegenen Strecken fernab von Hauptverkehrswegen bei sommerlichem Wetter die wunderschöne Landschaft zu genießen.
Nach knapp einer Stunde Ausfahrt war unser Ziel das Museum mit historischen Zapfsäulen auf einem Dorf bei Husum. Bundesweit einzigartig hat hier Adolf Trede eine Sammlung einmaliger Exponate von Zapfsäulen aus verschiedenen Epochen zusammengetragen.
Nach herzlicher Begrüßung ging es durch die hauseigene Werkstatt mit Drehbank, Schweißgeräten und allerlei anderem Werkzeug in die Halle mit den Zapfsäulen. Hier wurde es eng und auch erstmal still. Alle waren erstmal sprachlos! Dutzende von alten Zapfsäulen sind hier eng auf eng gestellt. Alle in einem tadellosen Zustand! Säulen der verschiedensten Anbieter von Kraftstoffen aus vergangenen Zeiten. Alles dabei, bekannte wie auch unbekannte Hersteller. Der gesamte Raum, sowie jedes freie Plätzchen an den Wänden geschmückt mit unzähligen alten Werbeschildern, Tankstellenzubehör und vielen anderen Hinguckern.
Zu jedem Teil konnte Adolf Trede (stolze 85 Jahre!) eine kleine Geschichte erzählen. Sein Leben lang hatte er als Mechaniker und Wartungsmonteur für Zapfsäulen und Ölpumpen gearbeitet. So hat er viele Sachen vor dem sicheren Verschrotten retten können und somit einen Teil seiner Arbeit zu seinem Hobby gemacht.
Dann – gerade für uns Alt Opellisten – etwas versteckt, ganz hinten in einer Ecke, eine ganz besondere Zapfsäule. Gelb-grün lackiert sticht hier der Name „Georg von Opel“ hervor. Auch hierzu konnte Adolf Trede natürlich ein paar Anekdoten erzählen und hat die Geschichte dazu sogar auf Papier festgehalten (siehe Bilder). Und so erfährt man, dass Opel nicht nur Fahrräder, Nähmaschinen, Autos und Kühlschränke, sondern für kurze Zeit auch Kraftstoff verkauft hat.
Nach so vielen neuen Eindrücken ging es aber noch interessanter weiter.
Jetzt erst wurde uns die eigentliche Schatzkammer geöffnet. Außer wirklich einmaligen Zapfsäulen stehen hier liebevoll hergerichtete, nahezu einmalige Fahrzeuge unter Verschluss. Eine Borgward „Isabella“ aus Schweden im Originalzustand, unrestauriert mit nur 38000 Kilometer. Ebenfalls aus Schweden ein Volvo Trecker aus dem Jahr 1954 mit Benzin-Motor, der sich aber auf Petroleum- Betrieb umschalten lässt. -Und dann zwei richtige Oldtimer!! Ein Ford „A“ aus dem Jahr 1930 und ein Ford „T“ (Tin Lizzy) von 1922!! Dieser Ford wird nächstes Jahr stolze 100 Jahre alt!! Bis auf die „Isabella“ die sich noch im Originalzustand mit der zeitgerechten Patina befindet, wurden alle anderen Fahrzeuge von Adolf Trede selbst restauriert und dabei in den jetzigen, neuwertigen Zustand versetzt. Besonders bemerkenswert: Alle Fahrzeuge sind angemeldet und auch „getüvt“, also verkehrs- und betriebsbereit!
Gerade diese Fahrzeuge aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden von uns natürlich besonders unter die Lupe genommen. Diese simple Technik, die heute noch funktioniert: Felgen aus Holz, Bremsen über Riemenantrieb, Vergaser einfachster Bauart. Viele Fachsimpeleien und obligatorische Blicke unter die geöffneten Motorhauben. Beim Probesitzen fühlte man sich in eine noch weit entferntere Zeit zurückversetzt als bei den eigenen Oldtimern.
Und zum Abschluss unserer Ausfahrt hatte es das Wetter auch noch gut mit uns gemeint. Bei strahlendem Sonnenschein, umringt von unseren Fahrzeugen konnten wir es uns in dem sonst so verregneten August draußen auf dem Hofplatz noch gemütlich machen. Bei mitgebrachtem Kaffee, Kuchen, Keksen und anderen Leckereien ließen wir diesen gelungenen – Sonntag Nachmittag dann ausklingen.
Jens Dresler *4865
Text: Norbert Klug (Alt Opel Stammtisch Husum)