Kaufberatung Senator B – Teil 1

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Historie – Philosophie – Marketing – Vertrieb

Senator B, diese Baureihe wird im Jahr 2022 „35 Jahre“ alt. Langsam aber stetig wächst der Anteil der Fahrzeuge mit H Kennzeichen. Innerhalb der Alt-Opel Szene ist das Interesse an den Fahrzeugen gestiegen. Der Anteil von im Alltag bewegten Fahrzeugen schwindet aus zwei Gründen. Zum einen gibt es die Fahrzeuge, die ein ausgefülltes Autoleben hinter sich haben und nur noch als Ersatzteilspender dienen und zum anderen erleben immer mehr Autos wie es ist, verwahrt, gepflegt und nur noch im Sommer bewegt zu werden.

Die Restauration eines Senator B gestaltet sich auf Grund der komplexen Karosseriestruktur und Technik schwierig. Wenn es so weitergeht, gibt es bald aber keine andere Möglichkeit mehr, denn gute Exemplare sind heute schon schwer zu finden. Auch deshalb wird es Zeit, für dieses Fahrzeug eine Kaufberatung einschließlich einer Aufarbeitung von der Historie an zu schreiben.

Historie:

Der Senator B ist der potentielle Nachfolger des Senator A. Der Senator A wurde von 1978 bis 1986 in zwei Stufen gebaut. Die erste Stufe (Senator A1) zeigte das Fahrzeug noch bis 1982 mit Chromstoßstangen. Der Senator A2 wurde bis zur Einstellung der Produktion 1986 mit Kunststoffstoßstangen produziert. Die Grundstruktur der Karosserie änderte sich allerdings erst mit der Einführung des Senator B.

Mit dem Senator B versuchte die Firma Opel den Spagat, die Lücke zur automobilen Oberklasse zu schließen, und somit auch den Versuch, an die Tradition der KAD Modelle anzuschließen. Begonnen hat dies bereits mit der Einführung der Senator A Modelle, allerdings mit einer hinter den Erwartungen zurückliegenden Akzeptanz.

Die Liebhaber der Senator Fahrzeuge schätzten aber die Fahreigenschaften, das Design und die robuste Technik bis heute sehr.

Philosophie:

Der Senator B war für Opel ein Fahrzeug, welches in vielerlei Hinsicht richtungweisend war und automobilhistorisch wertvoll werden wird.

Der Senator B ist neben dem Omega eine der letzten Baureihen von Opel mit traditionellem Heckantrieb. Damit war der Senator B mit seinen Konkurrenten aus der Oberklasse vergleichbar. In Sachen Leistung, Platzangebot, Innovation und Wirtschaftlichkeit war er zum Teil sogar überlegen. Im Detail kommen wir dazu später, aber denken wir nur an die starken Reihensechszylinder die ausnahmslos im Senator B verbaut wurden. Es gab keine Dieselmodelle.

Der Senator B war zusammen mit dem Omega A ein Aufbruch in ein Zeitalter von Katalysator, adaptives Sicherheitsfahrwerk, Aerodynamik, Diagnoseprogrammen und Elektronik für Wirtschaftlichkeit und Sicherheit.

Der Senator B war wie der Omega A ein Auto, das es geschafft hat, verschiedenste Ansprüche der Kunden zu erfüllen. Geräumigkeit bei guter Übersichtlichkeit und Wendigkeit war beiden Modellen gegeben. Das ist aber auch kein Wunder. Der Senator B basierte auf der Plattform und der Fahrgastzelle des Omega A. Beim Senator B wurden nur der Vorderbau, das Heck und die Dachlinie im Vergleich zum Omega A geändert. Der Radstand blieb unverändert.

Die Philosophie, aus einer gehobenen Mittelklasseplattform ein Oberklasseauto zu bauen, wurde häufig kritisch diskutiert. Das Paket des Senator B war allerdings stimmig und mit der Einstellung der Senator Baureihe erübrigte sich auch die Diskussion.

Auch bei den Ausstattungsvarianten gab es bereits Bekanntes wie die Basisausstattung des Senator B und die CD-Ausstattung. Daneben führte Opel später noch eine Businessvariante ein.

Das Modell eines Senator B mit verlängertem Radstand (plus 15 cm) wurde wie schon beim Senator A angeboten. Das Interesse war gering und die produzierte Stückzahl lag unter 200 Fahrzeugen.

Spezielle sportliche Versionen gab es beim Senator B von Opel nicht. Das elektronische Fahrwerk (Ride control), serienmäßig beim CD verbaut, kannte allerdings neben der Normal- und der Comforteinstellung auch die Sporteinstellung. Dasselbe galt auch für das Automatikgetriebe (Serie bei der CD Ausstattung). Per Knopfdruck konnte die Power Variante für schnelle Beschleunigung aktiviert werden.

Sportlicher ging es nur mit den 4,0 Liter Versionen von Mantzel und Irmscher. Sportliche Anbauteile lieferten für den Senator B auch die Firmen Lexmaul, Mattig und SFJ Styling.

Eine Kombiversion gab es vom Senator B nicht.

Keinath schnitt den Senator B sogar zu einem Cabrio auf. Aber weder Cabrio noch eine Caravan-Version passten in die von Opel ausgegebene Philosophie für den Senator B.

Marketing:

In die Vermarktung des Senator B wurde viel investiert. Eines der bekanntesten Motive aus der Zeit ist das „Follow me“ Bild, welches den Senator B zusammen mit einem Airbus zeigt. Das Foto wurde im Rahmen eines Sonderdruckes „Der neue Senator, die neue Technik“ als Deckblatt verwendet.

Ein weiterer Sonderdruck „Der neue Senator“ zeigte auch im Innenbereich einen Airbus in der Luft. Die Marketing Strategie gab eindeutig vor, den Senator B immer wieder mit High-Tech Elektroniksystemen, beispielhafter Technologie und Sicherheit in Verbindung zu bringen.

Die Prospekte, die Preislisten, die Farben- und Polsterinformationen waren von außen äußerst schlicht gehalten. Am Anfang waren die Informationsschriften außen fast schwarz, nur bei den letzten Baujahren gab die Farbe Weiß den Ton an.

Die Prospekte waren werthaltig mit hoher Auflösung der Fotos auf Glanzpapier gedruckt.

Neben der klassischen Papierwerbung gab es für den Senator B auch die schon vom Omega A bekannten Aktionen wie Gewinnspiele, Testfahrt-Aktionen, Dekorations- und Aktionsvorschläge für die Händler, Automodelle, Videofilme und Geschenkartikelservice

Mit dem Omega und speziell mit dem Senator B zielte Opel auf Businesskunden ab. Die Opelhändler wurden dazu angehalten, Festveranstaltungen unter dem Motto „Die Chance für Neukontakte“ zu gestalten. Mehr dazu gibt es im nächsten Kapitel Vertrieb.

Offizielle Rennsportaktivitäten der Firma Opel als Marketinginstrument für den Senator B gab es nicht. Werbung in Sachen guter Rostvorsorge gab es beim Senator B genauso wie beim Omega A. Die Umsetzung ist allerdings auch hier nicht ganz gelungen. Das Kapitel Karosserie wird in einer späteren Ausgabe des Zuverlässigen dazu mehr Auskunft bringen.

Vertrieb:

Für den Vertrieb der neuen Senator B Fahrzeuge überließ Opel nicht viel dem Zufall. Die Verkäufer wurden auf die neuen Fahrzeuge geschult (Verkaufstraining mit speziellen Unterlagen „Der neue Senator – Überlegen durch Leistung) und mit umfangreichem gedrucktem Material versorgt. Eine Druckschrift hieß „Der neue Senator“ mit dem Untertitel „Produktinformationen“. Obwohl diese Broschüre auch nur für den internen Gebrauch bestimmt war, ist sie häufig an Kunden oder auch potentielle Kunden ausgegeben worden.

„Das Handbuch für Verkaufsförderungs-Maßnahmen“ fasste für den Verkäufer mögliche Aktivitäten und Erfolgskontrolle zusammen.

Ein anderer Ordner hieß „Projekt Senator“ mit dem Untertitel „Planungsleitfaden zur Einführung“. Diese Mappe, rein für interne Mitarbeiter gedacht, enthielt einen Planungskalender für die Händler und folgende Inhalte:

Kapitel I         Die serienmäßige überzeugende Technik des neuen Senator

Kapitel II        Die künftigen Senator Fahrer
                        Opel Kunden, Fremdwagen Besitzer, Großabnehmer, Sonderabnehmer, Behörden

Kapitel III      Das Trainings-Programm
                        Verkaufsmannschaft, Kundendienst, sonstige Maßnahmen

Kapitel IV      Die Kommunikation
                        Werbung, Präsentations-Pakete, Werbegeschenke, Direkt-Werbung

Kapitel V        Die Einführungsaktivitäten
                        Mitarbeiter-Party, VIP-Dinner, Senator-Gala, Pressearbeit, Erscheinungsbild

Kapitel VI      Checklisten, Bestellschein

Die Inhalte aller vorab genannten Druckschriften würden grob geschätzt mehr als drei Ausgaben des Zuverlässigen füllen. Als nur ein Beispiel wird hier die Checkliste einer Senator-Gala gezeigt.

Die Werbung, oder anders gesagt Präsenz, war ein wichtiger Bestandteil des Verkaufserfolges. Es gab neben der klassischen Werbung in bekannten Automagazinen und Zeitungen auch spezielle Aktivitäten wie Telefonkarten.

Die Präsenz in Automagazinen wurde intensiv gepflegt. So erschienen beispielsweise:

  • 1987 in der AMS (Auto Motor und Sport) die Artikel unter den Überschriften
    „Fahrstuhl nach oben – Vorstellung Opel Senator“,
    „Herren-Gedeck – Fahrbericht Opel Senator“ und
    „Hoch hinaus – Test Opel Senator 3,0i“.
  • Die AMS veröffentlichte 1987 auch einen Vergleichstest zwischen Mercedes 300 E, Volvo 760 GLE und Opel Senator 3,0i. Der Senator belegte den dritten Platz …
  • Die ATZ (Automobiltechnische Zeitschrift) veröffentlichte 1988 einen Bericht „Der neue Senator“.
  • 1989 in der MOT (mot: Die Auto-Zeitschrift) die Artikel
    „Test Opel Senator CD – Imagepflege“ und
    „Opel Senator 24V – Opels Blitz“.
  • Die AMS widmete 1989 einen Artikel dem neuen Motor 3,0-24V mit 204 PS. Danach folgte 1989 in der AMS der Test „Opel CD 24V – Senator Lounge.
  • 1990 veröffentlichte der ADAC einen Artikel mit dem Titel „Ungleiche Brüder“ mit dem Vergleich des Omega und des Senators jeweils mit dem neuen Motor 3,0-24V.
  • Die AMS veröffentlichte 1990 erneut einen Vergleichstest, diesmal zwischen Mercedes 300 E-24V, Peugeot 605 SV24 und Opel Senator 3,0i-24V. Diesmal gewann der Senator den Test vor dem Mercedes. Der Titel des Vergleichstests war „Spiel der Kräfte“.

Mit diesem positiven Ergebnis beende ich diese Auflistung. Sie erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Der Senator B wurde in der Presse und den Medien weit weniger beworben als z.B. der Omega A. Der Grund hierfür könnte das bewusste Lenken der Aufmerksamkeit auf den Opel Omega sein, da für den Senator B kein Nachfolgemodell geplant war.

Heute und ein Blick in die Zukunft:

Im Teil 2 dieser Kaufberatung wird es dann um Themen wie Technik, Karosserie und Empfehlungen gehen. Der aktuelle Marktpreisspiegel steht stets über Classic-Data zur Verfügung.

Wie sich Marketing und Vertrieb auf das Kaufverhalten der Opel Senator Kunden ausgewirkte, ist im Zuverlässigen Nr. 268 in dem Artikel „Senator Kundenwahl 1990/91“ nachzulesen.

Wer jetzt schon näheres Interesse an den anderen Themen hat, der kann sich auch an die Erkenntnisse aus den Omega A Kaufberatungen (dZ 210, 240) anlehnen. In vielen Punkten sind die Probleme zwischen Omega A und Senator B gleich oder ähnlich geartet.

Der Motor 3,0-24V ist im Zuverlässigen Ausgabe 242 separat behandelt worden.

Martin Siemann * 2907

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