Es gibt sie doch, diese Tage, an denen einfach alles passt. Tage, die so perfekt sind, dass es schon kitschig anmutet. Der 12. Oktober 2014 war so einer. Nach einem verpatzten Sommer und einem nasskalten Herbstbeginn, strahlte die Sonne an diesem Tag vom Himmel, als hätte sie ein schlechtes Gewissen.
Die AOFVA und der AOIG-Stammtisch Österreich Ost luden zur Herbstausfahrt ins Marchfeld. Als Treffpunkt wählte unser Organisator Franz Schwehla, der diesmal vom Ehepaar Plessl unterstützt wurde, den Gemeindesaal in Auersthal. Der ist zwar schön groß, doch bald zeigte sich, dass nicht nur der Saal gut gefüllt, sondern auch der Parkplatz draußen voll besetzt war.
Nach der Fahrerbesprechung machte sich ein eindrucksvoller Konvoi auf den Weg. 51 Fahrzeuge mit 98 Teilnehmern – ein neuer Rekord! Neben vielen treuen AOFVA-Clubmitgliedern begleiteten uns diesmal auch wieder Freunde von den Stammtischen Oberösterreich und Steiermark, wie Gerhard Wintersteiger mit seinem wunderschönen dunkelroten Diplomat und Thomas Thalbauer mit dem ebenso tollen dunkelblauen Admiral, Harry Böhm mit seinen Bärentalern, Christian Geischläger vom Opel MSC Wien, Heinz Horvath mit dem Ford Classic Club, aber auch alte Bekannte, die schon länger nicht mehr mitgefahren sind, wie Kurt Setzer mit seinem Kapitän A, Fritz Hruby mit dem Commodore A Coupe oder Hubert Loibl in Uniform im Feuerwehr-Blitz! Premieren gabs auch, wie Dragan Panic mit seinem Rekord B Coupe oder Josef Koth im Ponton-Rekord. Eine ganz besondere Freude war es für mich, den großartigen Erich Bitter begrüßen zu dürfen und mit ihm zu plaudern! Er fuhr mit seiner Gisela bei Markus und Kayth im Commodore A mit! Auffallend viele Damen waren diesmal dabei, sehr erfreulich! Roland Heidenreich hatte gleich drei Mädels in seinen Rekord geladen!Nach kurzer Fahrt erreichten wir Prottes. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde zwischen Prottes und Matzen das größte Erdölfeld Niederösterreichs entdeckt. In den 70er Jahren wurde ein Lehrpfad als Freilichtmuseum angelegt und 1994 das Museumsgebäude als Ausgangspunkt. Dessen räumliche Kapazitäten allerdings nicht für 98 Besucher ausgelegt war, wie sich schnell zeigte.
Diejenigen, die rein kamen, erfuhren so ziemlich alles über die Entstehung bis zur Gewinnung des „schwarzen Goldes“. Die Führung umfasste anschließend den Lehrpfad mit seinen insgesamt 150 Exponaten, vom kleinsten Bohrmeissel bis zum riesigen Bohrturm, von der russischen Verschubraupe (in der Besatzungszeit förderten die Russen weiter) bis zum Kesselwaggon. Dazwischen eine Förderpumpe bei der Arbeit.
Den Lehrpfad in der warmen Herbstsonne zu durchwandern, war ein Genuss! Neben den interessanten Geschichten des Museumsleiters ergaben sich eifrige Gespräche unter den „Opel-Wanderern“. Der erste Abschnitt des Weges führte durch das Kellerviertel – jetzt war die Kombination „Öl und Wein“ klar!
Die Arbeit rund um die Ölförderung war damals nicht ungefährlich, das riesige Barbarakreuz erinnert an die vielen verunglückten Arbeiter und ist heute ein Wahrzeichen von Prottes.
Falls sich jemand Gedanken darüber gemacht hat, welches Gasthaus mal eben knapp 100 Personen aufnehmen kann, der staunte nicht schlecht, als uns Franz in den Veranstaltungsaal des Ortes führte, wo ein beeindruckendes Catering für uns bereit stand! Am Nachmittag nahmen wir die Gegend im Dreieck Gänserndorf-Wolkersdorf-Mistelbach unter die Räder. Die Topografie ist typisch fürs Weinviertel, flache Becken werden von milden Hügeln abgelöst, dazwischen Landwirtschaft in Form von Getreide, Kartoffeln und Rüben, vereinzelte Weingärten und kleine Wäldchen. In Palterndorf steht ein alter Wehrturm, davor ein Gasthaus, bestens geeignet für eine Pause. Während sich einige beim Kaffee stärkten, bestiegen andere den steinernen Zeugen aus dem Mittelalter. Der wurde 1414 erstmals urkundlich erwähnt und dürfte Teil einer befestigten Hofanlage der Liechtensteiner gewesen sein. Großteils noch im Original erhalten, ist dieser Wehrturm einzigartig im Gebiet nördlich der Donau.
Die Sonne schien immer noch, neigte sich aber langsam dem Horizont zu, als wir am späten Nachmittag in Bockfließ einliefen und uns beim Schlosskeller einparkten. Das Restaurant bietet 180 Personen in einem historischen Schüttkasten aus dem Jahre 1670 ein gepflegtes Ambiente. Kreuzgewölbe verleihen dem Lokal eine besondere Atmosphäre. Sehenswert ist auch das Presshaus, wo zwei barocke Zwillingspressen, gestiftet 1698 von Prinz Eugen von Savoyen, zu bewundern sind. Bei Rehterrine, Hirschbraten, Traubensaft und gehaltvollem Rotwein fand dieser gelungene Reisetag einen stilvollen Ausklang.
Gerhard Stambera *2051, Obmann AOFV