Fahrradtacho

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Orientierungs-Rallye mit Opels Kleinen? Warum nicht! Das dafür notwendige Alter haben Corsa B und Tigra A mittlerweile teils lange erreicht. Das Mindestalter hierfür ist zwanzig Jahre, weshalb lediglich die letzen beiden Jahrgänge von dem Spaß ausgenommen sind.
Rallye Fahren hört sich gewaltig an, ist aber ein Spaß für Jung- und Alt, zumindest wenn man gerne Auto fährt. Allerdings wird man mit einem Corsa B auf solchen Veranstaltungen von den alten Hasen mitleidig belächelt. Dabei braucht die Szene dringend jungen Nachwuchs und die fahren nun mal in der Regel keine Oldtimer aus den 50iger und 60igern Jahren sondern bezahlbare Youngtimer wie Mercedes W124, 3er BMW, Golf oder eben Corsa. Als meine Tochter und ich vor 13 Jahren mit dem Rallyesport angefangen haben, hat man uns, mit unserem damals fast „fabrikneuen“ Rekord E1, ebenfalls nicht für voll genommen. Doch dank Violas Ehrgeiz, ihren gerade mal neun Lenzen und dem dadurch resulitierendem Erfolg, wurden wir auch mit unserem Rekord bald ernst genommen und in die Szene integriert.

Bei den Ori-Aufgaben sitzt das Gehirn rechts, gilt es doch Kartenaufgaben auf dem kürzesten Weg abzufahren und dabei darf der Überblick nicht verloren werden. Die Zeitaufgaben hingegen fordern den Fahrer heraus. Hier gilt es entweder auf 1/10 Sekunde genau durch Lichtschranken zu fahren oder eben eine Gleichmäßigkeit auf 1/10 km/h genau einzuhalten. Für diese Aufgaben hatte man in den 50iger, 60iger und 70iger Jahren so genannte Tripmaster, hoch genaue mechanische Tachometer Computer. Leider sind diese Tripmaster relativ teuer und können den Wert eines Corsa B gerne mal übersteigen.
Auch mir war so ein Tripmaster, damals wie heute, zu teuer. Daher hab ich mich nach einer günstigeren Alternative umgesehen und gefunden, den Fahrradtacho.

Ein Fahrradtacho ist sehr genau, funktioniert auch noch bei Geschwindigkeiten jenseits der 130 km/h und hat viele nützliche Funktionen, wie beispielsweise die Durchschittsgeschindigkeit seit dem Start. Auch die Wegstreckenmessung klappt auf 10m genau. Der Tacho ist so genau, dass schon der Anbringungsort des Sensors eine Rolle spielt. Generell sollte der Sensor an eine antriebsfreien Achse angebracht werden, um Fehlmessungen durch Schlupf zu vermeiden, was im Übrigen ein Vorteil zum Tripmaster ist, der an der regulären Tachowelle angeschlossen wird. Dabei ist die Seite zur Fahrbahnmitte zu bevorzugen, da sich hier der Fahrweg in den Kurven am neutralsten verhält.

Angewendet auf den Corsa B bedeutet dies, dass das linke Hinterrad der ideale Ort für den Sensor ist. Aber wie funktioniert ein Sensor vom Fahrradtacho? Vom Prinzip recht einfach. Der Sensor besteht aus einem elektrischen Schaltkontakt, der von einem Permanetmagneten betätigt wird. Was wir also brauchen ist ein Magnet und ein Reedkontakt. Letzteres ist bereits im Lieferumfang vom Tacho enthalten, nur der Fahrrad Magnet ist nicht stark genug. An dessen Stelle wird ein starker Neodym Magnet gebraucht. Der Umstand das der Corsa hinten Trommelbremsen hat, ist hierbei ein Vorteil, da sich der Magnet hier sehr gut anbringen lässt. Durch die Nähe zur Achsmitte und dem geringen Gewicht des Magneten ist auch keine Unwucht zu befürchten. Um den Magneten sicher zu befestigen wird mit einer Flex eine Stelle der Trommel gerade und blank geschliffen. Hierfür reichen 5 mm. Dann wird der Magnet mit Zweikomponenten Kleber fixiert. Das Sensorkabel wird an geeigneter Stelle aufgetrennt und mit einem Wasserdichten AMP Autostecker versehen.
Nun wird am Bremsankerblech ein Winkel mit 3 auf 4 cm Kantenlänge angeschweißt. Dieser Winkel dient als Halter für den Sensor, der im Abstand von ca. 5 mm zum Magneten angeordnet wird. Ich habe den Sensor zunächst mit dünner Kupferlitze fixiert und danach ebenfalls mit Zweikomponenten Kleber verklebt.

Das Kabel wird nun parallel zum ABS Kabel oder der Bremsleitung verlegt. Zum Eintritt in den Innenraum bietet sich die Dichtung an, durch die das Kabel für den Tankgeber geht.
Der Rest ist dann nur noch eine Fleißarbeit um den Tacho ins Corsa Cockpit zu bekommen. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion ist die Unabhängigkeit von der Felge. Somit ist es nahezu egal, ob der Corsa auf Sommer oder Winterrädern steht. Lediglich die Kalibrierung muss nach dem Radwechsel erneut erfolgen. Zur Kalibrierung hat es sich bewährt, am Hinterrad, auf einer geraden Straße, einen Kreidestrich auf den Reifen und der Straße zu malen. Nun rollt man den Corsa eine Reifenumdrehung weiter und mißt den zurück gelegten Weg mit einem Maßband. Diesen Wert trägt man nun in den Tacho ein und voilà erhält man einen super genauen Wegstreckenmesser.

Sicherlich lässt sich diese Konstruktion auch auf andere Fahrzeugtypen anwenden. Ich habe in jeden meiner drei Rekords so einen Tacho verbaut, hier aber an der Vorderachse.
Viel Spaß nun also beim Schrauben und denkt bitte daran, dass die Bremsanlage sicherheitsrelevant ist. Ich übernehme keinerlei Verantwortung für Probleme, die durch den Einbau entstehen können.

Liebe Grüße und gutes Gelingen
Rolf Neumann (*3991)

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