Der ASCONA-C und seine Cabrios

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Im Jahr 1979 brachte OPEL den Kadett-D auf den Markt. Er sollte mit seiner bei OPEL neu eingeführten Frontantriebstechnologie der technische Vorreiter der heutigen Opel-PKW- Modellpalette werden.
Dem Kadett-D folgte im Herbst 1981 der Ascona-C und debütierte auf der IAA 81 in Frankfurt wie zwei Jahre zuvor sein kleinerer Bruder mit Frontantrieb. Das Publikum war begeistert und die Fachpresse kürte den Neuling aus dem Hause OPEL mit dem „Goldenen Lenkrad 1981“. Eine erfolgreiche Zukunft war ihm sozusagen in die Wiege gelegt.

Bereits 1982 war der Ascona-C mit einem 1,6 Liter Dieselaggregat erhältlich, setzte sich jedoch trotz damaliger KFZ-Steuerbegünstigung nicht erfolgreich durch. Starke Vibrationen dieser Triebwerke und zu geringe Leistungsausbeute entsprachen nicht den Vorstellungen der Kundschaft. Auch die Überarbeitung dieses Motors im Jahr 1986 überzeugte gegenüber den Benzinern relativ wenige Käufer. Da kam mit dem ab 1983 erhältlichen 1,8 E Motor und 115 PS Leistung schon mehr Fahrfreude auf.

Gleich nach der Markteinführung des Ascona-C nahmen sich diverse Karosseriebauer dem Zweitürer an, um ihn in ein familientaugliches Cabrio zu verwandeln. Einige scheiterten an den erforderlichen Kosten bereits nach dem Prototyp.
Auch Horst Keinath aus Dettingen hatte es der Ascona-C angetan, baubedingt natürlich die zweitürige Limousine. Keinath „verwandelte“ ihn in ein Cabriolet und nannte es KC-3. Er „spendierte“ seinem KC-3 eine hochwertige Lederausstattung inkl. belederten Armaturenbrett, elektrischen Verdeckmechanismus und auf Kundenwunsch noch ein passendes Hardtopdach für die kalte Jahreszeit. Auch Veränderungen an Front und Heck waren auf Kundenwunsch lieferbar. Die Verkaufspreise lagen bereits mit der kleinsten Motorisierung, dem 1,3 Liter, bei über 40.000 DM. Wahrscheinlich war dieses Preisniveau auch mit Grund dafür, dass die Gesamtstückzahl der KC-3 Modelle von 434 Exemplaren nicht überschritten wurde. Auch in Sulzbach am Main nahm sich das Konstruktionsbüro Hammond & Thiede dem zweitürigen Ascona-C an und lies seine Cabrio-Pläne ab 1984 im Karosseriebauunternehmen VOLL in Würzburg-Heidingsfeld umsetzen.

Im Jahr 1985 übernahm Hammond & Thiede die finanziell angeschlagene Firma VOLL mit Herrn Michael Thiede an der Spitze. Bis 1988 verließen 2873 (einschl. Rechtslenker VAUXHALL-CHEVALLIER für GB) die Werkshallen in Würzburg.
Die Cabrio-Umbauten in Würzburg verliefen im Taktstraßensystem mit den vorgefertigten cabriospeziefischen Bauelementen wesentlich effektiver als die manufakturativen Arbeiten bei Keinath in Dettingen. Somit betrug der Aufpreis für den Umbau in Würzburg „nur“ etwas über 12.000 DM und der Einstiegspreis lag somit bei ca. 26.000 DM . Dieser gegenüber den KC-3 Modellen wesentlich günstigere Preis ist auch auf den Verzicht handgefertigter Lederbezüge und dem elektrischen Verdeck zurückzuführen. Ein kleiner Luxus, in Form eines textilen Innenhimmels konnte sich der Kunde in Würzburg für 400 DM gönnen. Aus heutiger Sicht sollte jedoch bedacht werden, dass man im Jahr 1984 für ca. 12.000 DM auch einen fabrikneuen CORSA-A beim Opel-Händler in Empfang nehmen konnte. Also war auch ein Hammond & Thiede Cabrio für interessierte Normalverdiener nicht gerade ein Sonderangebot. Interesssant ist auch, dass parallel zum Ascona-Cabrio auch einige Toyota-Celicia in Würzburg zum Cabrio umgebaut wurden. Die durch den Cabriobau 1985 von Hammond & Thiede gerettete Würzburger Firma VOLL konnte mit Auslauf der Ascona-Produktion keine Gewinne mehr erwirtschaften und musste nach einigen missglückten Umorientierungen im Jahr 1992 Konkurs anmelden. Die Firma Keinath etablierte sich nach Auslauf der Ascona-Produktion zum eigenständigen Automobilhersteller. Mit der Technik des Opel MV6 stellte Horst Keinath einen Sportwagen auf die Räder welcher sich in seinen Stilelementen stark an den „Ur-GT“ lehnte. Es handelte sich um einen zweisitzigen Roadster mit einem manuell vollversenkbaren Hardtop. 20 Einheiten hatte Horst Keinath jährlich geplant, doch es entstanden insgesamt nur 38 Exemplare. Seinen absoluten Traum erfüllte sich Horst Keinath mit dem Keinath GT/C und dem GT/R welche 2001 in Frankfurt und 2002 in Genf Aufsehen erregten. Auch Lili Bertone, die Witwe von Nucio Bertone (Zeitzeugen berichteten) war in Genf vom Keinath GT/R stark beeindruckt.Leider entstand von beiden Fahrzeugen nur jeweils ein Exemplar. Beide Prototypen befinden sich heute im Fundus eines Zulieferers der Automobilindustrie.Ob Horst Keinath sich mit der Verwirklichung seines Lebenstraumes „übernommen“ hat soll hier nicht erörtert werden. Im Jahr 2003 endete die Existenz des Unternehmens „Keinath-Automobilbau“. Aus heutiger Sicht ist es der „Manufaktur“ in Dettingen als auch dem „Serienproduzenten“ in Würzburg gelungen mit dem Ascona-Cabrio ein Fahrzeug mit „Hinguck-Faktor“ auf die Räder zu stellen. Fast alle noch vorhandenen Ascona-Cabrios befinden sich heute in Liebhaberhänden, werden gehegt und gepflegt, und wechseln nur sehr selten ihren Besitzer. Der durch den geschickt konstruierten Verdeckmechanismus in beiden Varianten geringe Platzverlust im Kofferraum macht diese Autos, zumindest in der Sommerzeit, zum alltagstauglichen Automobil mit Spaßfaktor bei Sonnenschein, und bei der Urlaubsreise in den Süden ist auch reichlich Gepäck kein Problem. Beim Kauf eines Keinath KC3 oder eines Ascona H & T Cabrios sollte der Karosserie besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Alle Ascona-C-typischen Roststellen wie hintere Radläufe, hintere Rahmenteile, Schweller und A-Säulen sind unbedingt genau zu begutachten. In Würzburg wurden die für das Cabrio erforderlichen Verstärkungen im Fahrzeuinneren eingebaut, so dass diese meist nicht angegriffen sind und der äußere Rostbefall offensichtlich ist und die Schweißarbeiten mit noch erhältlichen Serienteilen relativ leicht erledigt werden können. Bei Keinath wurde ein Großteil der Cabrioverstärkungen mit von Hand gefertigten Teilen im Außenbereich aufgeschweißt (z.B. Schweller und A-Säulen).

Die entstandenen Rostnester bleiben für Jahre „unsichtbar“ und lassen sich nur schwer reparieren, da bei einer Restaurierung die Verstärkungen abgetrennt werden müssen und die Neufertigung von Hand unumgänglich wird. Auch sollte beim KC3 der Rahmen der Windschutzscheibe genau geprüft werden, Risse im oberen Bereich sind hier keine Seltenheit. Wer sich für eine von beiden Ascona-Cabrio-Versionen entscheidet trifft ein gute Wahl und hat in der Sommerzeit immer interessante Gespräche an der Tankstelle sowie auf den Parkplätzen seiner Ausflugsziele. Ob im noblen KC3 oder im gut bürgerlichen H & T, beide Autos bieten die gleiche Freude am Fahren in einem doch nicht alltäglichen Cabrio. Die letzte Ausführung des Opel-Ascona der Baureihe C wurde in all ihren Karosserievarianten 2-Türer, 4-Türer und 5-Türer-Schrägheck 1721649 mal (inkl. Cabrios) verkauft. Sein Nachfolger, der Vectra-A trat ein erfolgreiches Erbe an. Der Gesamtbestand des Ascona-C in all seinen Ausführungen ist auf Grund des Rostfrases und der ausgelaufenen sogenannten Abwrackprämie in den letzten Jahren erheblich geschrumpft, so dass die „Rettung“ der noch existierenden guten Exemplare unabdingbar ist.

Die etablierte Opel-Mittelklasse der 1980er Jahre sollte der Nachwelt erhalten bleiben !

Nils Kupetz #3002
Typreferent Ascona-C

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