Der andere Rekord D: Der Ranger II

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Ranger 1900
Ranger 1900

Zur Ergänzung des schönen und ausführlichen Berichts vom Typreferenten Matthias W. Goebel im dZ möchte ich noch kurz „unseren“ Schweizer Ranger erwähnen, der ebenfalls parallel Geburtstag feiert.

Die General Motors Suisse SA in Biel wollte den Wechsel vom Rekord C zum D nicht verpassen und die Vauxhall-Vertretungen mit den neuen Modellen beliefern. Wie beim Ranger I schon der Fall war, der neue Ranger II 1900 sollte die Palette zwischen dem Victor 2000 und dem Ventora 3300 (die jedoch nur 4-türig angeboten wurden) ergänzen. Gesagt, getan. Die Designer in Biel entwarfen Doppelscheinwerfer, montierten Manta A-Blinker unter der vorderen Stossstange (die dem Opel Rekord entsprach, jedoch ohne Gummihörner) und modifizierten den Commodore B-Kühlergrill. Fertig war der neue Ranger II. Am Grill wurde in der Regel eine 1900- oder 2500-Plakette montiert.

Viele sind der Meinung, die Motorhaube wurde vom Rekord Diesel übernommen. Weit gefehlt: Es handelt sich um eine Eigenkonstruktion. Die Hutze war ganz anders gestalten. Angeboten wurden folgende Modelle: Eine 2-türige Limousine und ein Coupé mit dem bewährten Rekord 1900-Motor und das Pendant zum Commodore, der Ranger 2500 mit dem 6-Zylinder-Motor und sogar die sportliche Variante GTS in Coupé und 4-türige Version. Für die 1900-Version waren spezifische Radzierringe erhältlich.

Ranger: ein Meisterstück von GM“ hiess es im Prospekt der immer zweisprachig gedruckt wurde, wie es sich in der Schweiz gehört. In der französischen Version hiess es „Ranger: une réussite de la GM“ (also ein Erfolg von GMS). Der Prospekt setze die Akzente auf Bewährtes: Auf know-how mit den grossen technischen Möglichkeiten der General Motors, des „grössten Automobilherstellers der Welt“, auf Styling mit Betonung der sportlichen Eleganz im Dienst fortschrittlichen Technik, auf Leistung, Komfort und die Sicherheit.

Sonderbarerweise wurde im Prospekt ebenfalls den Service als Pluspunkt erwähnt: „In ganz Europa finden Sie also Spezialisten und Ersatzteile dafür. Mehr als 6000 Service-Stationen stehen zu Ihrer Verfügung – von Portugal bis hinauf zum Nordkap.“ Die PR-Strategen in Biel wollten auf Nummer sichergehen. General Motors Suisse SA vergass wohl ganz bewusst zu erwähnen, um welche Service-Stellen es sich handelte. Wir wissen, dass sie auf die Opel-Vertretungen zielte, dies obwohl die Ranger-Modelle nur über die Vauxhall-Vertretungen in der Schweiz und im Benelux (dort von General Motors Continental SA) vertrieben wurden.

Die Innenausstattung des 1900 entsprach derjenigen des einfachen Standard-Rekord, also eher nüchtern, genau wie die militärische spartanische Version des Rekord II die für einige Offiziere vom Bund bestellt wurden. In der Schweiz war sogar möglich, eine Ranger 1700-Variante zu haben die wohl kein Mensch bestellt hat. Die mir bekannten übrig gebliebenen Exemplare weisen alle den 1900-Motor mit 97 PS auf. Unser 2-türige 1900 Ranger kostete bei der Einführung 1972 CHF 12‘950, der Coupé 14‘950[1]. Der entsprechende Opel war zu CHF 13125 bzw. zu CHF 15‘975 zu haben. Für die 2-türige Version war ein 3-Gang-Automat bestellbar (Mehrpreis CHF 1‘200). Der GTS 4-türig kostete 1972 CHF 19‘150 (inkl. Automat, der serienmässig montiert war) und der GTS Coupé CHF 19‘300.

Aus der offiziellen Homologationsfiche (Datenblatt) ist zu entnehmen, dass alle Ranger einen Opel-Motor aufwiesen: 1700, 1900 oder 2500. Sogar ein 2800 Motor (mit 142 PS) – und das ist weniger bekannt – wurde angeboten[2], der wohl nie ein Fahrgestellt eines Rangers gefunden hat. Die „2800“ Plakette sollte auf die vorderen Kotflügel (statt auf den Grill) angebracht werden. Diese starke Ausführung blieb wohl nur auf der Fiche. Mir ist kein Exemplar begegnet.

Es ist allgemein bekannt, dass der Ranger kein Erfolg war. An der Reklame lag das sicher nicht. GMS setzte alles dran, um die neue Marke bekannt zu machen, mit Inseraten in Zeitungen und mit schönen Prospekten. Die Fachpresse wie z. B. die Automobil Revue betonte die Schweizer Herstellung, eine Garantie für gut und sorgfältig gebaute Wagen. Alles leider vergebens. Sei hier nur erwähnt, dass der Coupé II gerade 35mal hergestellt wurde, gerade 7 wurden bis Ende 1973 davon verkauft[3]. Die anderen blieben lange unverkauft als Ladenhüter bei Vauxhall-Garagisten und wurden später zu Liquidationspreisen von Sparfüchsen erworben.

Alle Ranger-Versionen sind heute Exoten geblieben, genau wie damals. Umso mehr Neugierde wecken sie beim Auftreten. Der Versuch, einen Wagen mit Teilen aus Deutschland, Südafrika, England und der Schweiz zusammenzustellen um die Vauxhall Händler zu unterstützen (1972 gab es gesamtschweizerisch 72 Betriebe, davon 6 im Tessin) war eine wohl gut gemeinte Idee, die leider zu spät kam. Der Qualitätslabel „Made in Switzerland“ langte nicht, die Kundschaft bei der Stange zu halten. Der enttäuschte Kunde, dessen Herz für englische Fahrzeuge schlug, konnte sich gewiss nicht für Opel erwärmen.

Derjenige der keinen Vauxhall fand, wählte eher einen Wagen japanischer Herkunft, einen von den vielen Toyota-, Datsun- oder Mazda-Fabrikaten die den Schweizer Markt zu dieser Zeit eroberten.

Text und Bilder: Mattia Ferrari *782

[1] Quelle: Homologationsfiche GMS Nr. CH 0340 07 vom 11.3.1974

[1] Quelle: Marcel Motzet, Montage Suisse Automobile, Katalog zur Sonderausstellung 75 Jahre General Motors Suisse SA.


[1] Der Ranger II Coupé war sogar billiger als der Coupé I: dieser kostete 1970 CHF 15‘525

[2] Quelle: Homologationsfiche GMS Nr. CH 0340 07 vom 11.3.1974

[3] Quelle: Marcel Motzet, Montage Suisse Automobile, Katalog zur Sonderausstellung 75 Jahre General Motors Suisse SA.

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