Sonderkarosserien – warum?

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Sonderkarosserien-Treffen 2022 in Neuenbürg

Als Opel 1924 mit dem Serienbau von Automobilen begann, waren handwerklich zusammengebaute Fahrzeuge nach einem definierten Umfang das Standard-Angebot der Hersteller. Und entsprechend zeitintensiv, variabel und letztlich sehr aufwändig waren Autos. Sprich teuer. Opel wollte aber vielen Menschen die Freude an individueller Mobilität ermöglichen – das geht aber nur durch niedrige Kaufpreise für ein letztlich auch einfaches Automobil. Also baute man den kleinen Opel Typ 4 PS in immer größeren Stückzahlen, nur mit einem Aufbau und in einer Farbe. Das Ergebnis war breite Sympathie in der Bevölkerung für den grob abgefederten Opel Laubfrosch, dessen Verkaufspreis mehrmals im frühen Angebotszeitraum gesenkt werden konnte. Bis zum Auslauf der Serie im Sommer 1931 kamen mit 7896 Lieferwagen und 115.685 Personenwagen an begeisterte Käufer, das ist eine Unmenge an Opel Wagen, die auf den Straßen und Wegen unterwegs waren. Auch mit verschiedenen Karosserien. Und darum geht es hier.

„Serienautomobile“ wurden „langweilig“. Mit zunehmendem Wohlstand wollten sich die Käufer wieder individuelle Autos leisten, auffallen. Dafür reichten nicht mehr Farben und Formen. Zurück zur Manufaktur war möglich, aber noch teurer geworden. Dabei kamen einer kleinen Klientel wohlhabender Bürger auch Opel Wagen in den Fokus, denn diese Technik war unschlagbar zuverlässig.

In den 1930er Jahren hatten somit Karosserieschneider Hochkonjunktur. Und spätestens ab Mitte des Jahrzehnts fanden diese Karosserieanbieter ihre Lücke: Firma Gläser in Dresden zum Beispiel baute in kleinen Chargen nicht nur Modellkarosserien auf Einzelwunsch eines Bestellers, nein, die entwickelten sportliche Zweisitzer auf Opel Fahrgestelle, die eben nicht in Rüsselsheim im Katalog standen. Diese Modelle erfreuten sich großer Beliebtheit, doch der Zweite Weltkrieg zerstörte dabei so manche Träume.

In den Jahren danach kam die neue Bauweise der selbsttragenden Karosserie. Hier mal eben ein Dach zu entfernen, zerstörte die sensible Statik. Also wurden die Umbauten wieder wesentlich teurer als die Serienlimousine von Opel aus Rüsselsheim. Firmen wie Autenrieth Darmstadt, Deutsch Köln und manche andere mussten neue Stabilitätskonstruktionen entwickeln, was letztlich in den 1960er Jahren das Ende so mancher renommierten Karosseriemarke bedeutete. Einer der letzten war Karmann, der sich eng mit Volkswagen liiert hatte, aber auch dann übernommen wurde.

Nach Gründung der Alt-Opel IG wurden ganz besonders diese Opel-Exoten gesucht und restauriert. Klar, dass dann ein Mitglied wie Siegfried Maier auf die Idee kam, ein Treffen nur für solche Einzelstücke zu organisieren. Im Juli 1994 war es dann soweit. Der große Platz bei dem soeben eröffneten Museum in Speyer wurde der Sammelplatz der Eitelkeiten. Es folgten weitere Treffen am zentralen Ort, bis auch dieser Platz für Museumserweiterungen verloren ging. Die Brüder Thomas und Oliver Crößmann wollten keine längeren Pausen für diese gute Idee des Informationsaustauschs: Ihr Ort war ein wunderschönes Schloss im Norden des Schwarzwalds: Neuenbürg. Hier waren die Treffen in den Jahren 2003 bis 2007. Ab 2011 übernahm die Familie von Axel Kupetz die Treffen ab 2011. Ihr Treffpunkt liegt in Hessen beim Jagdhof Klein-Heilig-Kreuz. Tapfer organisierte die Familie mehrere Veranstaltungen des immer stärker besuchten Sonderkarosserie-Treffens. Aber auch hier musste erst eine Pause eintreten, um zu erkennen, wir brauchen solche Zielorte.

Also erinnerten sich die Freunde um die Crößmann-Brüder (ein SUPER-TEAM) an ihre schönen Veranstaltungen auf dem Schloss Neuenbürg, blockierten ein Wochenende und gaben ihre Einladung weiter. Es gab ein besonderes Highlight der Fahrzeuge aus der Edelschmiede Bitter, es waren drei Diplomat Baureihe B mit geöffnetem Cabrioletdach von Karmann-Fissore dabei, ein wunderschön wiederbelebter Diplomat Caravan bis Baujahr 1971, den seinerzeit die Firma Vogt in Bad Neuenahr für potente Reisende mit besonderen „Collectionen“ anbot. Das Stelldichein der „Schönen“ wurde gekrönt durch den Besuch von Erich Bitter und einer charmanten Plauderstunde im Schlossrestaurant am Samstagabend, ein Erlebnis nicht nur für die zahlreichen Bitterfreunde, die das Treffen besuchten und mit ihren Exponaten mitgestalten.

Es gab viele schöne Opel Wagen, auch aus der Zeit vor dem Kriege, die man bewundern konnte. Darüber habe ich dann auch am Vorabend einen kleinen Bildervortrag als historisches Schmankerl beigetragen.

Aber der Dank geht immer an die Freunde, die diese Treffen zum Genuss der Teilnehmer gestalten.

Text und Bilder: Eckhart Bartels *100

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