„Linientreue“ …
… überschrieb Motorjournalist Klaus Westrup in der Zeitschrift Auto Motor und Sport Anfang September 1973 einen der ersten Berichte über den Nachfolger des rund 2,7 Millionen Mal verkauften Kadett B, der nach acht Jahren Bauzeit abgelöst wurde. Und weiter: „Das Opel-Programm wurde rechtzeitig auch in der untersten Reihe aufgefrischt: mit dem neuen Kadett, der nicht nur optisch gut zum Stil des Hauses passt.“.
In der Tat war der Kadett C, der ab dem 13. September 1973 auf der IAA Frankfurt in Halle 5 offiziell präsentiert wurde, im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger äußerlich ein völlig neues Auto. Designelemente des knapp drei Jahre alten Ascona treffen auf solche des ebenfalls noch recht neuen Mittelklasse-Modells Rekord D. Diese Mischung führte, zusammen mit neuen Elementen, zu einer eigenständigen Figur, die an Ansehnlichkeit zweifellos gewonnen hatte. Dementsprechend bekam der neue Kadett in der zeitgenössischen Presse jede Menge Vorschusslorbeeren.
Das der Marke so lange zugeschriebene „Hosenträger-Image“ war spätestens seit dem GT, den Ascona/ Manta A und den Rekord D/Commodore B Modellen sowieso nicht mehr gültig – wenn es überhaupt jemals zutreffend war. Insofern stimmt der eingangs zitierte Satz, der neue Kadett passe optisch gut zum Stil des Hauses.
Die neuen Dimensionen – zwei Zentimeter mehr in der Länge und drei Zentimeter flacher als sein Vorgänger – ließen das Auto bei gleicher Breite kompakter erscheinen. Die glattflächige Karosserie, deren Lichtkante unterhalb der Türgriffe nochmals sanfter ausfiel, als beim Ascona, war sachlich und modern gezeichnet. Details wie die flachen Klappgriffe und die Lüftungsgitter in den C-Säulen, hinter denen sich auf der rechten Seite die Tankklappe versteckte verstärkten diesen Eindruck. Neu war auch ein in die vordere Schürze integrierter Frontspoiler, der dem Kadett Präsenz verlieh. Die Basisvarianten hatten runde, die höheren Versionen verfügten über eckige Scheinwerfer.
Vor allem das Coupé wirkte wie aus einem Guss. Das ab der B-Säule sanft abfallende Dach, das glatt in den Kofferraum und den geraden Heckabschluss überging, hatte eine selbstverständliche Eleganz. Spannung erhielt das Coupé durch die noch deutlicher als beim Manta nach oben gezogene untere Linie der hinteren Seitenfenster und die trapezförmigen, schwarzen Lüftungsgitter, welche die C-Säule entsprechend der Dachlinie ergänzte. Nicht nur beim Coupé, sondern auch bei den Zwei- und viertürigen Stufenhecklimousinen, betonte bei den besser ausgestatteten Varianten eine chromgefasste schwarze Heckblende zusammen mit den waagerecht angeordneten Heckleuchten die Breite. Die Auto Motor und Sport fasste es am Ende ihres Artikels treffend zusammen: „Es gehört nicht sehr viel Phantasie dazu, sich auszumalen, dass auch dieser Kadett im Laufe der Jahre ein Millionending werden kann.“
Die Entwicklung
Das ursprünglich der Ascona als Nachfolger des Kadett B konzipiert war, ist inzwischen bekannt. Unter der Projektnummer 1450 waren die Limousine und das Coupé des neuen Kadett bereits fast komplett entwickelt, wurden aber als Reaktion auf das Marktgeschehen, namentlich des Erscheinens des Ford Capri im November 1968, eine Klasse höher positioniert und 1970 als Manta bzw. einige Monate später als Ascona präsentiert. Durch diese Entscheidung füllten die neuen Modelle eher die Lücke vom Kadett zum Rekord. Aber nun musste ein neuer Kadett her.
Ab 1970 entwickelte Opel mit Hochdruck den Kadett C, der als T-Car gleichzeitig zum Weltauto werden sollte. Bei einem Treffen von GM-Granden im Sommer 1970 wird der Frage nachgegangen, welche Eigenschaften ein Auto dieser Klasse haben muss, um weltweit erfolgreich zu sein. Frühe Skizzen zeigen, dass – zumindest beim Design- offenbar in viele Richtungen gedacht wurde. Einige Entwürfe zeigen spannende Heckvariationen, wie die eines Opel 1900 BRW, von der sich allerdings nicht genau sagen lässt, ob sie dem Manta A oder dem Kadett C Coupé zuzuschreiben ist. Andere Ideen kommen dem späteren Serienmodell schon sehr nahe, lassen den Caravan und auch schon den Kadett City erahnen.
Verantwortlich für die Gestaltung von Projekt 1865, so der neue Name, war der damalige Opel- Designchef David Holls. Er bleib der Grundlinie des ursprünglichen Projektes „1450 Kadett“ in dem noch von seinem Vorgänger, dem „legendären“ Chuck Jordan, skizzierten Portfolio für die Jahre 1970 – 1973 treu. Die drei Karosserieformen Limousine, Coupé und Caravan waren von Anfang an geplant. Wichtig im Sinne eines Weltautos war, dass auf der technischen Seite möglichst viele vorhandene Komponenten aus dem GM-Regal Verwendung fanden, um auf verschiedenen Kontinenten und in verschiedenen Ländern kostensparend produzieren zu können. So entschied man sich gegen den Frontantrieb und blieb beim herkömmlichen Hecktriebler. Die Doppelquerlenker-Vorderachse wurde vom Ascona übernommen, hinten kam die Starrachse mit Schraubenfedern aus dem Kadett B zum Einsatz. Beim Caravan waren, im Gegensatz zu den Limousinen und Coupés, die hinteren Stoßdämpfer nicht stehend, sondern aus Platzgründen schräg verbaut. Die 1.2 S Version und der Caravan hatten zudem serienmäßig einen hinteren Stabilisator.
Auch bei den Motoren bleib man beim Bewährten. Die längs eingebauten OHV-Grauguss-Vierzylinder mit 1200 ccm Hubraum leisteten nun 52 (N) bzw. 60 (S) PS. Letzterer fand schon im B-Kadett und im Ascona 12 S Verwendung. Die 52 PS Modelle mussten sich mit Trommelbremsen begnügen und standen zudem auf 4-Zoll-Felgen mit Diagonalreifen. Die mit 60 PS motorisierten Autos hatten vorne Scheibenbremsen mit Bremskraftverstärker und hinten ebenfalls Trommelbremsen, hier waren 155er Gürtelreifen auf 5-Zoll Felgen Serie. Bei beiden Motoren wurde serienmäßig ein 4-Gang.Getriebe mit Mittelschaltung verbaut, für den S Motor war auf Wunsch eine Dreigangautomatik erhältlich.
Die Karosserievarianten
Insgesamt gab es sechs verschiedene Aufbauten. Neben den oben bereits erwähnten Limousinen mit zwei oder vier Türen, dem Coupé und dem nur dreitürig erhältlichen Caravan (ohne großes „V“), ergänzten ab Mai 1975 der City und ab Mai 1976 Kadett Aero das Programm. Insgesamt gab es in Deutschland anfangs 18 Karosserie- und Motorvarianten, später waren es bis zu 58 (1978).
Der Kadett City, später nur Opel City genannt, kam zunächst im März 1975 im Vereinigten Königreich als Vauxhall Chevette Hatchback auf den Markt und erst zwei Monate später als Kadett auch in Deutschland. Er kostet 100 DM Aufpreis zum 2-Türer.
Der bei Baur in Stuttgart gebaute Kadett Aero ging auf eine Idee Erich Bitters zurück. Insgesamt wurden 1346 Stück gefertigt, wovon 10 Stück bei Bitter in Schwelm mit Kotflügelverbreiterungen, Leichtmetallrädern, Doppelvergaser und einer luxuriösen Lederausstattung umgebaut wurden. Diese wurden auch als „Bitter Aero“ vermarktet. Der Serien-Aero wurde im ersten Jahr nur mit dem 60 PS 1.2S Motor angeboten, was zusammen mit dem im Vergleich zur Limousine deutlich höheren Preis erheblich zu seinem geringen Erfolg betrug. Erst ab Juli 1977 gab es ihn auch als 1,6 S mit 75 PS, allerdings half das den Verkaufszahlen auch nicht und so wurde der Aero im Sommer 1978 eingestellt.
Die Ausstattungen
Die Ausstattung war in der Basisversion überschaubar. Für 7.175, — DM bekam man neben den 52 PS, den Trommelbremsen und den Diagonalreifen nur runde Bilux-Scheinwerfer. Kopfstützen, Gürtelreifen, eine beheizbare Heckscheibe … all das kostete Aufpreis. Selbst die Rückenlehne des Beifahrersitzes war anfangs nur gegen 39 Mark Aufpreis verstellbar, die gab es erst im 665, — DM teuren L-Paket, zusammen mit Ausstellfenstern (2-türige Limousine), Uhr und Zigarettenanzünder sowie H4 Rechteck-Scheinwerfern. Zusätzlich umfasste das L-Paket auch Scheibenbremsen vorn mit Bremskraftverstärker, Gürtelreifen und einen Stabilisator an der Hinterachse, dazu schmucke Chromapplikationen rund um die Seitenscheiben, am Schweller und an den Radläufen sowie Chromradkappen mit Aluminium-Radzierringen im Speichen-Design. Das Coupé wurde nur als Luxusversion „L“ angeboten.
Bis auf die Basismodelle war für alle Coupés und Limousinen über die gesamte Produktionszeit eine SR-Ausstattung erhältlich. Diese lockte mit schwarzer Motorhaube und Seitenstreifen, 175/70 SR 13 Gürtelreifen auf zweifarbigen 5.5 Zoll Stahl-Sportfelgen, vier Zusatzinstrumenten in der Mittelkonsole, einem Drehzahlmesser und einem 4-Speichenlenkrad. Der Aufpreis für das SR-Paket betrug rund 650, — DM (1975).
Bedingt durch die 1973 beginnende Ölkrise, präsentiert Opel den Kadett schon im März 1974 als „Sparkadett“ mit 1,0 l Motoren als N und S. Auf dem deutschen Markt ist der C-Kadett 1000 mit dem aus dem Kadett A bekannten, 40 PS leistenden 1,0 N Motor erhältlich. Für die Absatzmärkte in Italien und Frankreich wird der 8 PS stärkere 1,0 S aus dem Kadett A Coupé verbaut. Der 1000er erreichte sein maximales Drehmoment von 69 Nm bei 2800 U/min und lief unglaubliche 125 km/h.
Auf der IAA im September 1975 wird der GT/E vorgestellt. Als Basis diente das SR-Paket mit Gasdruck-Stoßdämpfern von Bilstein, stärkeren Stabilisatoren und der 175/70 er Bereifung auf 5,5 Zoll Sporträdern oder von Fuchs zugelieferten Aluminium-Felgen. Der GT/E war in Gelb/Schwarz oder wahlweise in allen Signalfarben erhältlich. Anbauteile, Fensterrahmen und Schriftzüge waren schwarz. Motorisiert war der sportlichste aller Kadett mit dem 1,9 E Triebwerk und 105 PS. Der Grundpreis: 12.950, — DM. Zusätzlich konnte für 650, — DM ein kurz übersetztes 5-Gang Getriebe von ZF und für 358, –DM ein Sperrdifferential mit kürzerer Hinterachsübersetzung geordert werden. Die „Auto Zeitung“ bescheinigte dann auch: „Eine derartige Ausschöpfung der Möglichkeiten ergibt zusammen mit dem von unten heraus sehr antriebsstarken und in der PS-Leistung eher nach oben streuenden Motor eben solche hervorragenden Fahrleistungen.“
Die Wettbewerber
Als Wettbewerber des Kadett machte Opel die VW-Modelle Polo, Derby und später natürlich den Golf aus, auch der Ford Fiesta, der Escort und der Fiat 128 sowie der Ritmo wurden als direkte Konkurrenten um die Käufergunst angesehen. In einer internen Händler-Produktinformation mit dem Titel „Ein unschlagbares Stück“ von 1978, wurden den Verkäufern Argumente für den inzwischen 5 Jahre alten Kadett und gegen die Konkurrenz empfohlen.
Die Modellpflege
Bereits vor Erscheinen des GT/E erfuhr der Kadett pflegende Maßnahmen, ab September 1974 etwa war eine elektrische Scheibenwaschanlage erhältlich.
1975: Im Januar kommen auch für die Basismodelle die vorderen Scheibenbremsen zum Einsatz, im März dann auch Gürtelreifen. Im April feiert man im Werk Bochum den 5-millionsten Kadett. Ab Mai erhalten alle C-Kadett serienmäßig einen Bremskraftverstärker eine stärkere Lichtmaschine (45 Ah statt 36 Ah). Die L-Version wird durch Kopfstützen an den Vordersitzen und vordere Automatikgurte aufgewertet (bisher 3-Punkt Gurte, in allen Versionen). Im September werden die Sonderausstattungen mit einem Handschuhfachdeckel, einem von innen verstellbaren Außenspiegel und einer Quarzuhr ergänzt.
1976: Auf Wunsch ist ab März eine Verbundglas-Frontscheibe erhältlich, vordere Automatikgurte sind jetzt Serie bei allen C-Kadett. Im August steigt die Leistung des 1,2N von 52 auf 55 PS, außerdem erfolgen kleinere Änderungen im Innenraum. Ausstellfenster hinten sind beim Caravan und beim Coupé (auch GT/E) Serie, bei Basis und L-Ausstattung kosten sie 90,- DM Aufpreis.
1977: Blinker neben den Scheinwerfern sind beim L und bei der neuen Top-Ausstattung Berlina/Berlinetta Serie, alle Modelle bekommen Rechteckscheinwerfer, die runden Scheinwerfer entfallen. Der 1,6 S mit 75 PS kann jetzt in allen Versionen geordert werden. Die Berlina-Ausführungen kommen für Limousine, Coupé (Berlinetta) und Caravan mit Velourspolstern und passenden Teppichen.
Der Opel Rallye wird auf der IAA 1977 eingeführt. Es gibt ihn wahlweise als 1,6 S oder als 2,0 E mit 75 bzw. 110 PS. Als Extras wurden ein 5-Gang-Getriebe, ein Sportfahrwerk (auf die 20 mm Tieferlegung des GT/E 2 wurde verzichtet) und Alufelgen von Fuchs angeboten. Das Rallye-Paket umfasste außen einen „Rallye“-Schriftzug an der Flanke auf Höhe des Schwellers, Front- und Heckspoiler sowie schwarze Türgriffe und Stoßstangen. Innen erfreute sich der Rallye-Fahrer an einem Drehzahlmesser, einem Sportlenkrad und drei Zusatzinstrumente für Kühlmitteltemperatur, Öldruck und Tankanzeige.
Als auf tausend Exemplare limitierte Sonderserie wird im Januar 1978 der GT/E 2 aufgelegt. Das Farbschema wechselte von gelb/schwarz auf gelb/weiß, der neue Zweiliter-Einspritzer (2,0 EH) leistete mit einem neuen Zylinderkopf und geänderter Nockenwelle jetzt 115 PS. Zu den 1000 Homologationsautos wurden im Sommer noch mal 500 Stück produziert, die ebenfalls ausschließlich in gelb/weiß lackiert waren. Später gab es noch eine Auflage, die in allen gelisteten Lackierungen bestellt werden konnte.
Ab August 1978 rollen alle Kadett C auf Stahlgürtelreifen und tragen die Blinker oben neben den Scheinwerfern. Für die Sicherheit sorgen ab Basis Automatikgurte, eine auf Wunsch ohne Aufpreis lieferbare Verbundglasfrontscheibe, die Scheibenwaschanlage ist nun immer elektrisch und auch die heizbare Heckscheibe wird Standard.
1979: Im Frühjahr wird die L-Version ein letztes Mal aufgewertet. Der von innen verstellbare Außenspiegel links, Vierspeichenlenkrad, das Radio Le Mans und die Quarzuhr sind beim Luxus serienmäßig.
Die Sondermodelle
Wer sich heute mit C- Kadett beschäftigt, stößt auf eine Armada von Sondermodellen.
Der populärste war sicher der (J) Junior mit seinen mattschwarzen Zierstreifen.
Es ging aber noch greller: 1975 präsentierte Opel die Sonderserie „Swinger“ mit orange-grünem Strahlen und Streifendekor – sehr skurril, sehr selten, nur für den besonderen Geschmack.
Das Opel Winterfest brachte 1978 eine Sonder- Edition in Kristalltürkis – Metallic,
Einen „Kadett Schneekönig “ (er hieß wirklich so) gab es zwischendurch in strahlendem Weiß.
Waidmänner lockte das Kombimodell „Pirsch“ mit höherer Bodenfreiheit, Sperrdifferential und Gepäckraumnetz.
Aber auch die Opel Händler selbst hatten ihre Sondermodelle, meistens in kleinen Auflagen wie z. B. der City Jet oder auch City Spatz.
Die Sonderaufbauten
Für die schwedische Post entwickelte GM Nordiska gemeinsam mit der Würzburger Karosseriefirma Voll 1974 unter dem Namen Postbil eine rechtsgelenkte Caravan-Version mit einer großen Schiebetür auf der rechten Seite. Die Schwedische Post erteilte 1975 einen Auftrag über 1.300 Fahrzeuge.
Auch als Fahrschulwagen wurde der Kadett C werksseitig angeboten.
Das 1974 vorgestellte Opel Saftey Vehicle OSV basierte ebenfalls auf dem Kadett C. Das Sicherheitsauto folgte dem Trend zu mehr passiver Sicherheit und Insassenschutz im Fahrzeugbau. Auch andere Firmen, wie zum Beispiel Volvo, beschäftigten sich mit dem Thema und bauten entsprechende Studien. Der OSV 40 sollte dank optimierter Knautschzonen und großzügig dimensionierter Kunststoff-Stoßfänger einen Aufprall bis 40 Meilen (knapp 65 km/h) ohne größere Schäden überstehen. Aus heutiger Sicht besonders skurril sind die mit dem Dach verbundenen Kopfstützen. Damals völlig neue Features wie Gurtstraffer oder hochgelegte Bremsleuchten sind dagegen heute Standard.
Das Weltauto
Der Opel Kadett C wurde vom Mutterkonzern GM von Anfang an als Weltauto geplant. 14 Marken produzierten auf allen Kontinenten bis in die 80er Jahre hinein mehr als 40 unterschiedliche Modellbezeichnungen in verschiedensten Karosserie- und Ausstattungsversionen. Weit über sieben Millionen Einheiten konnten so von den T-Cars verkauft werden.
Kaufberatung Opel Kadett C
Die Karosserie Punkte im Check
Natürlich ist Korrosion (Rost) das größte Kadett-C-Problem, schließlich ist er ein Erfolgsprodukt der siebziger Jahre. Im Vergleich zum frühen VW Golf, Ford Escort, Simca 1100, oder Renault 6 und anderen Konkurrenten aus Italien und Frankreich zählte seine Karosserie damals zu den Haltbareren im Lande. Nach fünf Jahrzehnten sind nicht geschweißte Exemplare mittlerweile eine Seltenheit. Führer wurde schnell repariert, heute wird fleißig und ordentlich restauriert.
Ein Tummelplatz der Korrosion ist der gesamte Vorderwagen, sprich Kotflügel, Frontblech, Aufnahme Kotflügel, Batteriekasten, Stehwände, A-Säulen und Scheinwerfer Befestigung.
Dazu kommen die maroden Türen, falls nicht das Fenster schon wegen einer gerissenen Rolle in der Tür liegt.
Besonders zu erwähnen ist die Dichtung der Frontscheibe. Achtet man auf ein freies 3 mm Loch im Windleitblech, hat man kein Wasser im Fußraum. Innen- und Außenschweller sollte man ebenfalls prüfen, auch hier ist für genügend Wasser-Ablauf zu sorgen.
Im Innenraum ist auf eine feste Sitzhalterung achten, das gleich gilt für die Rahmenteile und Endspitzen.
Ein Blick in den Kofferraum sollte nie fehlen, weil auch dort die Feuchtigkeit seines gleichen sucht. Undichte Rückleuchten, offene Karosserie spalte sind hier genauso Thema, wie Rost in der Reserveradmulde. Grundsätzlich ist auch auf die Bleche am Kofferraum unten zu achten, zudem rosten die Federdome hinten gerne durch.
Achtet man hier und da auf einige Punkte, ist solch ein Kadett auch sehr genügsam.
Der Technik Check
Der klassische kleine Kadett – OHV – Motor mit seitlicher Nockenwelle lebte noch bis Ende der Achtziger im Corsa -A weiter. Das ist Standfestigkeit! Leichter Ölverlust ist einer der wenigen Makel, die immer mal vorkommen und bekannt sind. Ansonsten sind mehr als 200.000 KM bei guter Wartung keine Seltenheit.
Auch bei den großen -CIH- motorisierten Kadetten 1.6 / 1.9 E / 2.0E geht die Konstruktion bis in das Jahr 1965 zurück. Hier gibt es ebenfalls wenig Probleme zu vermelden. Die Wasserpumpe – na klar – ist wahrscheinlich das erste Bauteil, was man an einem Kadett erneuert, falls er mal länger gestanden hat. Auch die Hinterachse kann man irgendwann mal singen hören.
Bei den (E) Modellen, hier heißt es Einspritzer, schlagen hin und wieder die Wellen der Drosselklappe aus, auch möglich das ein Pumpenrelais den Geist aufgibt. Schaut man in den Motorraum, sollte man auf undichte Behälter, Bremskraftverstärker, Vergaser und poröse Kabelbäume und Benzinleitungen achten.
Im Allgemeinen ist die Technik der C-Kadetten sehr überschaubar.
Marktlage und Preise
Die Preisentwicklung bei den Kadett C Modellen tendiert seit einiger Zeit eindeutig nach oben. So sind die Preise in den letzten 10 Jahren im Schnitt um rund 12 %/Jahr gestiegen. Ein karger Kadett 1000 als 2-Türer notierte Ende 2022 mit 7.800/2.400 € (Zustand 2/4), eine 4-türige 1,2 S Limousine liegt mit 8.600 €/2.800 € etwas darüber. Generell sind Coupé, Caravan und auch der City deutlich teurer als die Limousinen. Der City als 1,2S kostet mit 8.700€/2.900 € nur geringfügig mehr als der vergleichbare 4-Türer, die gleiche Motorisierung im Coupé schlägt mit 13.000€/4.500 €zu Buche, der 1,2 S Caravan liegt mit 10.200 €/3.500 € etwas darunter.
Kadett GT/E egal ob in gelb/weiß oder in schwarz/gelb sind besonders begehrt. Frühe GT/E bis 1977 erreichen 28.000 €/10.500 €, GT/E 2 nur wenige hundert Euro darunter. Dabei sind Kadett Aero und Rallye ähnlich attraktiv, aber auch ähnlich teuer. Für einen Rallye 2,0E sollte man mindestens 25.200 €/8.500€ einplanen, für den 75 PS Aero reichen 17.300 €/5.900 €.
Der Trend für die Zukunft deutet weiter nach oben. Modelle wie das 2,0E Coupé als Sondermodell „Winterfest“, aber auch der frühe GT/E haben mit Spitzenpreisen um die 35 -40.000 € wahrscheinlich den Zenit erreicht. Die Frage ist wie immer, ob man bereit ist, diese Spitzenpreise zu bezahlen – wenn man überhaupt ein Auto findet, das mit dem entsprechenden Zustand einen realen Gegenwert bietet.
(Anm. d. Redaktion: Danke an Kai Schmidt für die hilfreiche Unterstützung und die gute Zusammenarbeit.)
Text: Matthias Göbel *4352, Kai Schmidt *3747
Bilder: Alt Opel Archiv, Opel Automobile GmbH, Privatarchiv MMG, Archiv Bartels, Archiv K. Schmidt, Chuck Jordan Archives, www.4raeder1brett.de, www.kadettc.de